Starker Kollegenzusammenhalt, aber Führung und Kommunikation oft intransparent und unauthentisch
Gut am Arbeitgeber finde ich
Positiv hervorzuheben sind die grundsätzlich flexiblen Arbeitszeitmodelle sowie die Möglichkeit zu Remote-Arbeit und sogar Workation. Diese modernen Arbeitsformen bieten auf dem Papier viel Freiheit und Flexibilität. In der Praxis sind sie jedoch deutlich strenger geregelt, als es zunächst wirkt.
Kolleg*innen sind durchweg nett, offen und sehr hilfsbereit – der Zusammenhalt untereinander ist eine der großen Stärken des Unternehmens.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Mitarbeitende müssen sich in ein Anwesenheitsboard eintragen, um anzugeben, wann sie im Büro oder im Homeoffice sind. Diese Einträge werden kontrolliert, und es kommt vor, dass Teamleads Mitarbeitende direkt darauf ansprechen, wenn etwas fehlt oder von der Regel abweicht. Gleichzeitig wird betont, man wolle „nicht die Büropolizei spielen“ – was leider nicht mit dem tatsächlichen Verhalten übereinstimmt und das Vertrauensverhältnis eher schwächt.
Ein großer Kritikpunkt ist, dass die im Unternehmen oft betonten Werte in der Realität nicht gelebt werden. Die Kommunikation – insbesondere von der Führungsebene ausgehend – ist schwierig, distanziert und wirkt häufig unauthentisch. Die gesamte Struktur ist stark hierarchisch geprägt (beworben wird aber immer mit flachen Hierarchien), wodurch echtes Miteinander kaum entstehen kann. Besonders auffällig ist das angespannte Verhältnis rund um das Marketing-Team, das intern immer wieder zum Streitpunkt zwischen den beiden Geschäftsführern wird – während der eine die Abteilung unterstützt, stellt der andere sie grundsätzlich infrage. Das sorgt für Unsicherheit und Spannungen im Team.
Seit der Zusammenführung mit der MAI Group haben die internen Unsicherheiten noch zugenommen. Entscheidungen werden häufig nicht mehr nachvollziehbar erklärt, sondern pauschal mit „Das möchte die MAI Group so“ begründet – was bei vielen Mitarbeitenden das Gefühl verstärkt, keinen echten Einfluss mehr auf Prozesse zu haben. Manchmal entsteht aber auch der Eindruck, dass die Mai Group nur vorgeschoben wird.
Empathie oder persönliche Wertschätzung seitens der Führung sind kaum spürbar. Geburtstagsgeschenke kommen per Post, allerdings ohne persönliche Karte oder Worte. Glückwünsche gibt es in der Regel lediglich im Teams-Kanal – oft unpersönlich und mechanisch. Man gewinnt den Eindruck, dass selbst dafür ein KI-Tool zum Einsatz kommt. Es fehlt an echtem Interesse und menschlicher Nähe.
Verbesserungsvorschläge
Ein zentraler Verbesserungspunkt ist die Kommunikation – hier braucht es mehr Offenheit, Klarheit und Verlässlichkeit. Es wäre wünschenswert, dass die im Unternehmen häufig betonten Werte nicht nur kommuniziert, sondern auch aktiv von der Führung vorgelebt werden. Besonders erfahrene und langjährige Mitarbeitende sollten stärker gehalten und wertgeschätzt werden, anstatt sie durch fehlende Entwicklungsperspektiven oder mangelnde Anerkennung zu verlieren.
Auch die Struktur auf Führungsebene sollte überdacht werden – zwei Geschäftsführungen führen nicht selten zu zusätzlichen Reibungspunkten und unklarer Kommunikation. Mehr konstruktive Selbstkritik und die Bereitschaft, eigene Fehler einzugestehen, wären wichtig – anstatt die Verantwortung regelmäßig bei anderen zu suchen. Konflikte sollten intern und respektvoll geklärt werden, nicht öffentlich oder auf Kosten Dritter.
Darüber hinaus wäre es sinnvoll, festgefahrene Strukturen zu hinterfragen. Es braucht nicht für alles starre Regeln – schließlich handelt es sich nicht um einen großen Konzern, sondern um eine kleine Agentur, in der Flexibilität und individuelle Lösungen eigentlich möglich sein sollten. Gerade diese Größe könnte für mehr Menschlichkeit und Nähe sprechen – aktuell bleibt dieses Potenzial leider oft ungenutzt.
Arbeitsatmosphäre
Die Teamatmosphäre an den einzelnen Standorten ist grundsätzlich positiv – im direkten Kolleg*innenkreis herrscht meist ein gutes Miteinander und man unterstützt sich gegenseitig. Gleichzeitig spürt man jedoch an vielen Stellen eine unterschwellige Unzufriedenheit, die auch regelmäßig offen in den Teams ausgetragen wird. Diese Stimmung wird zusätzlich durch eine klare Abgrenzung zwischen Mitarbeitenden, Team Leads und Geschäftsführung verstärkt. Der Umgang zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden wirkt häufig distanziert und kühl; Freundlichkeit fühlt sich in vielen Fällen eher aufgesetzt als authentisch an. Teilweise ist der Umgang mit Mitarbeitenden fragwürdig, was sich negativ auf die generelle Stimmung im Unternehmen auswirkt und das Vertrauen belastet.
Kommunikation
Die Kommunikation im Unternehmen ist stark hierarchisch geprägt und wirkt oft wenig transparent. Zwar wird nach außen hin suggeriert, dass Mitarbeitende in Entscheidungen einbezogen werden und Offenheit herrscht, in der Realität stehen viele Beschlüsse allerdings bereits fest, bevor sie überhaupt ins Team kommuniziert werden. Besonders problematisch ist die Kommunikation seitens der Führungsebene – der Ton ist häufig unangemessen und respektlos. Konflikte werden nicht selten offen und unprofessionell, zum Teil sogar in öffentlichen Teams-Kanälen, ausgetragen. Anstatt Meinungsverschiedenheiten intern zu klären, werden Dritte unnötig hineingezogen, was immer wieder zu unangenehmen Situationen führt. An schlechten Tagen der Geschäftsführung kann der Kommunikationsstil autoritär werden – inklusive direkter „Befehle“ und der demonstrativen Betonung von Machtverhältnissen.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt ist wirklich stark – sowohl innerhalb der Standorte als auch standortübergreifend. Gemeinsame Projekte, hybride Zusammenarbeit und regelmäßige Team-Events stärken das Miteinander spürbar. Auch neue Mitarbeitende, einschließlich Praktikantinnen und Praktikanten, werden schnell integriert und finden problemlos Anschluss. Besonders positiv ist der offene Austausch unter Kolleg*innen über ihre Arbeitssituation.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance scheint bei Teilzeitkräften insgesamt gut zu funktionieren. Bei Vollzeitbeschäftigten ist hingegen häufiger Unzufriedenheit zu spüren – vermutlich auch bedingt durch die Anforderungen des projektgetriebenen Geschäfts. Manche Projekte sind sehr zeitintensiv und sorgen für Phasen mit hoher Belastung. In ruhigeren Zeiten, wenn weniger zu tun ist, wird man hingegen dazu aufgefordert, Überstunden abzubauen oder sogar Minusstunden zu machen. Die Reisetätigkeit ist seit der Corona-Krise deutlich zurückgegangen – viele Termine und Abstimmungen finden inzwischen remote statt. Positiv hervorzuheben ist die grundsätzlich vorhandene Homeoffice-Option sowie die Möglichkeit zur Workation. Beide Optionen bieten Flexibilität und sind besonders hilfreich für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – zumindest dort, wo sie fair angewendet werden.
Vorgesetztenverhalten
Von Führungsebene wird häufig von Vision, Mission und einem respektvollen Miteinander gesprochen – in der täglichen Praxis wird davon allerdings gerade von den Führungskräften selbst am wenigsten gelebt. Es entsteht nicht der Eindruck, dass man sich mit Problemen oder Sorgen an die Vorgesetzten wenden kann. Vielmehr fühlt man sich mit Herausforderungen häufig alleingelassen. Anstatt unterstützend oder lösungsorientiert zu agieren, bleibt es oft bei Floskeln, während echte Führung und persönlicher Rückhalt spürbar fehlen.
Interessante Aufgaben
Durch die große Bandbreite an Kund*innen und Projekten ist für jede*n etwas dabei – unabhängig von Erfahrungsstand oder Interessen. Wer sich einbringen möchte und Eigeninitiative zeigt, kann sich in verschiedene Themenfelder einarbeiten und stetig dazulernen.
Gleichberechtigung
Gleichberechtigung ist ein Thema, dem das Unternehmen nach außen hin große Bedeutung beimisst – in der gelebten Praxis zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Es gibt Ausnahmen und Sonderregelungen, deren Herkunft schwer nachvollziehbar ist. Manche dürfen dauerhaft im Homeoffice arbeiten („langjährige Mitarbeitende, die sich das verdient haben“), andere müssen feste Büroanwesenheit einhalten. Irritierend ist, dass Geschäftsführung und Personalverantwortliche teilweise selbst komplett im Homeoffice sind, aber „keine Ausnahmen mehr“ für neue Mitarbeitende wollen. Elternzeit dient teils als Argument, um Mitarbeitenden den Status „langjährig“ abzusprechen. Der Wiedereinstieg nach familienbedingter Auszeit gilt als Neuanfang, sodass frühere Regelungen entfallen. Das wirft Fragen zur Gleichbehandlung und zur Vereinbarkeit mit dem Anspruch auf Familienfreundlichkeit auf. Auch bei der Gehaltsstruktur herrscht wenig Transparenz: Während einige regelmäßig Gehaltserhöhungen erhalten, gehen andere trotz vergleichbarer Leistung leer aus. Das führt zu Unmut und wirft grundlegende Fragen zur Gerechtigkeit und Wertschätzung auf.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen sind grundsätzlich in Ordnung. Kleinere Anschaffungen wie Laptoptaschen, Mousepads oder ähnliches werden in der Regel unkompliziert bereitgestellt, wenn man danach fragt. Bei der Ausstattung insgesamt wird jedoch stark auf den Preis geachtet – beispielsweise sind die Headsets weder besonders modern noch qualitativ hochwertig. Statt echter Lohnerhöhungen erhalten einige Mitarbeitende als „Wertschätzung“ ein etwas besseres Headset, während andere sich ihre Ausstattung selbst kaufen. Das sorgt mitunter für Unverständnis und lässt Fragen zur Gleichbehandlung aufkommen. Auch die Firmenhandys – veraltete Motorola-Handys – stoßen auf breite Ablehnung, da sie im Alltag kaum nutzbar sind. In der Praxis greifen fast alle Kolleg*innen daher auf ihre privaten Handys zurück und kommunizieren häufig sogar über WhatsApp – auch bei beruflichen Themen oder während Usability-Tests. Das wirkt nicht besonders professionell und ist langfristig keine tragfähige Lösung.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Im Bereich Umwelt- und Sozialbewusstsein gibt es einige positive Ansätze. Dienstreisen sind grundsätzlich nur mit der Bahn erlaubt – Fliegen oder Autofahren ist nicht gestattet. Ob diese Regelung aus ökologischen Gründen oder primär aus Kostengründen eingeführt wurde, bleibt allerdings unklar. Auch Spendenaktionen, etwa an ein Naturschutzprojekt, hat es bereits gegeben. Dabei wird das Team meist in die Entscheidung einbezogen, wohin die Spende gehen soll. Diese Maßnahmen zeigen ein gewisses Bewusstsein für Umwelt- und Sozialthemen, wirken aber eher punktuell als strategisch eingebettet oder konsequent verfolgt.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehaltsstruktur im Unternehmen ist stark intransparent. Durch den offenen Austausch unter Kolleg*innen wird deutlich, dass die Gehälter teils weit auseinandergehen – ohne nachvollziehbare Kriterien. In Jahresgesprächen wird Gehaltserhöhungen häufig mit Verweis auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens eine Absage erteilt, während andere Mitarbeitende zur gleichen Zeit sehr wohl Erhöhungen erhalten – was Fragen zur Gleichbehandlung aufwirft.
Zwar existiert eine Reihe an Benefits, jedoch werden diese kaum aktiv kommuniziert. Mitarbeitende müssen meist selbst darauf stoßen, und selbst in der Geschäftsführung scheint nicht immer Klarheit darüber zu herrschen – teils müssen sogar externe Stellen wie das Steuerbüro konsultiert werden. Weihnachts- oder Urlaubsgeld wird nicht gezahlt, Sonderurlaub wurde zumindest in meinem Fall nicht gewährt – wobei auch hier wieder individuelle Ausnahmen möglich scheinen, was die fehlende Gleichbehandlung weiter unterstreicht.
Image
Das Unternehmen gilt als erfahrene User-Research-Agentur mit gutem Ruf in der Branche.
Karriere/Weiterbildung
Ein Weiterbildungsbudget ist grundsätzlich vorhanden, allerdings hat die Projektarbeit meist Priorität, sodass Fortbildungen im Alltag oft zu kurz kommen. Für Berufseinsteiger*innen bietet das Unternehmen eine gute Lernumgebung im Bereich User Experience – Praktikant*innen und Trainees werden von Anfang an in Projekte eingebunden, was viel Raum für „Learning by doing“ bietet. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass erfahrene Mitarbeitende das Unternehmen häufig verlassen – oft in Richtung Kundenseite. Das lässt auf begrenzte langfristige Perspektiven innerhalb des Unternehmens schließen.

