Im Kleinen gut, im großen Ganzen katastrophal und peinlich
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die netten Kollegen und mein wirklich tolles Team. Aber das könnte ich auch bei jedem anderen Arbeitgeber haben.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich wiederhole mich: Mangelnde Kommunikation, keine Einbindung der "Basis" in Entscheidungen mit unternehmensweiter Tragweite, mehr Transparenz.
Verbesserungsvorschläge
Viel mehr, viel schneller und viel direkter kommunizieren. In alle Richtungen, auf allen Ebenen, insbesondere zwischen den Fachbereichen und den "zuliefernden" Abteilungen. Man sollte sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren, und das nicht nur in den Marketingunterlagen für Bewerber, sondern es auch tatsächlich machen und umsetzen. Niemand will heutzutage noch in einem Unternehmen anfangen für ne Kaffee- und Kraneberger-Wasser-Flat oder die Möglichkeit, sich einen grünen Sessel auf einer Etage mit Fototapete zu reservieren.
Arbeitsatmosphäre
Ich arbeite sehr gerne mit meinen Kollegen zusammen und verstehe mich mit ihnen sehr gut, auch auf privater Ebene. Das gemeinsame Arbeiten macht grundsätzlich Spaß und der Umgang unter den enger zusammenarbeitenden Kollegen ist recht locker.
Kommunikation
Die Geschäftsführung versucht alles, um transparenter zu kommunizieren, aber scheitert daran. Es werden sinnlose Informationen in Townhalls und Newslettern kommuniziert, aber wichtige Dinge werden intransparent im Elfenbeinturm entschieden und in die Wege geleitet, und erst sehr spät an die Mitarbeiter kommuniziert. Man fragt nicht die Mitarbeiter nach Input vorab, sondern erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. (Und dann wird das Feedback einfach nicht berücksichtigt)
Viele Dinge erfährt man nur über den "Flurfunk". Man muss bei der Geschäftsführung Informationen erfragen, aber ohne die richtige Frage zu kennen, bekommt man keine Antwort.
Die Kommunikation zwischen den Teams ist schwierig und wird offenbar von den meisten Abteilungen nur über Manager, Projektleiter oder Ressortleiter gewünscht, was ein unnötiges Flüsterpostprinzip provoziert.
Kollegenzusammenhalt
Die Kollegen der Teams halten zusammen. Das führt dann aber zu Fingerpointing (hauptsache, man findet jemand anderes, der Schuld ist) und zu Pingpong auf Management-Ebene mit Flüsterpost-Potenzial (siehe auch "Kommunikation").
Work-Life-Balance
Rufbereitschaft, dadurch oftmals an Abenden und Wochenenden eingeschränkt wegen der Notwendigkeit zur Dauer-Erreichbarkeit. Zeiterfassung und transparente Zeitkonten und 30 Tage Urlaub sind hingegen sehr gut, und weitestegehend auch gut umgesetzt. Böse könnte man sagen: Man kann jederzeit den Stift fallen lassen und Feierabend machen, wo andere Unternehmen einen gewissen Mehrarbeitseinsatz erwarten würden.
Vorgesetztenverhalten
Meine direkten Vorgesetzten sind alle schwer in Ordnung und man kann mit ihnen auch über alles reden. Man wird jedoch nicht wirklich bei Fortbildungen unterstützt und fühlt sich oftmals alleine, wenn wieder im Flüsterpostprinzip kommuniziert wird und man keine Möglichkeit hat, Kommunikationswege zu verkürzen.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind weitestgehend interessant. Man hat viel mit alten Legacy-Systemen zu tun, welche aber noch immer produktiv im Einsatz sind und deren Ersatz auch nicht in Planung ist. Andererseits gibt es aber auch spannende Greenfield-Projekte, bei denen man sich durchaus auch mit eigenen Ideen einbringen kann, sofern diese denn zum allgemeinen Plan des Unternehmens passen. (Der ist nämlich immer "perfekt" und darf nicht in Frage gestellt werden)
Gleichberechtigung
Männer, Frauen und Nicht-Binäre arbeiten hier ohne Berührungsängste und auf Augenhöhe zusammen, als weißer Cis-Mann kann ich aber nicht einschätzen, ob das auf der anderen Seite auch von den anderen Kollegen so empfunden wird.
Umgang mit älteren Kollegen
Viele ältere Kollegen, welche "mitgeschleift" werden, bis sie das Unternehmen durch Ruhestand verlassen. Leider werden aber genau diese scheinbar bei Innovationsfragen ins Boot geholt und die "jungen Wilden" bleiben außen vor.
Arbeitsbedingungen
Halbwegs aktuelles Macbook, dafür aber behördengleiche Büroräume, größtenteils unklimatisiert (im Sommer sehr heiß). Chefbüros sind natürlich immer klimatisiert. ;-)
Teilweise muss in einer sehr langsamen VM gearbeitet werden, Microsoft-Tools sind allgegenwärtig (obwohl es bessere Alternativen anderer Anbieter gibt) und einige Kollegen arbeiten noch mit alten Windows-Laptops. Möglichkeit zur Arbeit im "Flex-Office" ( = zu Hause), gerade in Coronazeiten, hingegen recht gut.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Kann ich nur bedingt bewerten - bei uns in der Abteilung gibt's z.B. keinen Drucker und auch sonst nicht viel "Wegwerfmaterial", aber das sieht in anderen Abteilungen auch wieder ganz anders aus.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt branchenüblich, etwas über dem Durchschnitt. Der variable Gehaltsanteil wurde größtenteils abgeschafft und ist jetzt fester Bestandteil des Monatsgehalts. Sozialleistungen kann ich nicht wirklich bewerten.
Image
Modeunternehmen, aber trotz des Versuchs der Modernisierung weiterhin eher "angestaubtes" Image nach außen. Man versucht die Fashion Digital als cooles junges Startup zu positionieren, aber wenn man es einmal von innen gesehen hat, ist eher das gegenteil der Fall.
Karriere/Weiterbildung
Hatte in über 3 Jahren keine einzige Weiterbildung, weil entweder kein Budget da war oder unklar war, wie sie zu beantragen ist. Bei für das ganze Team sinnvollen Weiterbildungen wird nur ein Kollege geschickt und muss dann innerhalb eines kurzen Workshops die Inhalte einer mehrtägigen Konferenz an die Kollegen vermitteln.
Karrieremöglichkeiten bestehen durch die zahlreichen hierarchischen Ebenen sicherlich, aber hier ist eher "Vitamin B" vonnöten als Kompetenz.