R+V dreht sich gerade vom Traum- zum Albtraumarbeitgeber. Finger weg von Marketing.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Jahr für Jahr das beste Jahr aller Zeiten. Bei Arbeitsverträgen also auf Bonifikationen achten, die am Unternehmenserfolg hängen. Generell ist es klug, die gleichen Ziele wie seine Personalvorgesetzte zu haben. Nur dann wird an einem Strang gezogen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Unabgestimmte Zielvereinbarungen führen zu egoistischem Handeln und behindern den Unternehmenserfolg. Wenn jeder Führungskraft die Ziele der anderen Führungskräfte egal sind, dann geht es eben oft nur um Ellenbogen, Selbstpositionierung und nicht um einen gemeinsamen Erfolg. Für die Mitarbeiterinnen ist das schlimm, weil man sich zerreibt, mürbe wird, irgendwann die ganze Sinnlosigkeit erfasst und dann droht die Motivation zu verlieren oder zu verzweifeln.
Verbesserungsvorschläge
Im Personalbereich gibt es riesiges Optimierungspotenzial. Im Haus ist so viel know-how vorhanden, das nicht vernünftig genutzt und eingesetzt wird. Wo ist die Personalerin, die zu einer Bewerberin sagt: "Im Marketing sehe ich Sie nicht, aber von Ihrer Qualifikation passen Sie doch perfekt auf die offene Position im Einkauf." Bei R+V endet es nach: "Im Marketing sehe ich Sie nicht. Auf Wiedersehen."
Online-Recruitment-Tool aus der Hölle. Was soll das? Als Bewerberin feilt man tagelang am perfekten Anschreiben und gestaltet und formatiert, um schon da sein ganzes Können zu zeigen. Dann lädt man es in ein System hoch, das die wichtigen Positionen in Tabellenform wieder ausspuckt. Unpersönlicher geht es kaum.
Arbeitsatmosphäre
Innerhalb der letzten drei, vier Jahre verschlechtert sich die Arbeitsatmosphäre in riesigen Schritten. Vollkommen unpassende Führungskräfte werden eingestellt, die in ihrer Ahnungslosigkeit zwar Druck als Führungsstil, aber weder die Produkte, noch die Vertriebskanäle des Konzerns kennen.
Kommunikation
Kommunikation findet zwar in immer fantastischeren Formaten, wie den daily stand-ups statt, und doch gibt es immer seltener echte Kommunikation.
Kollegenzusammenhalt
Die Kolleginnen untereinander machen viel wett. Aber die sich verändernde Haltung des Unternehmens gegenüber seinen Mitarbeiterinnen verändert auch das Miteinander auf gleicher Ebene. Günstlingtum, Speichelleckerei und persönliche Beziehungen werden zunehmend zum Karrierefaktor.
Work-Life-Balance
Bestimmt wird noch immer in einigen Bereichen der R+V auf den Händen gesessen, aber in weiten Teilen wird auf die Belastungen der Arbeitnehmer zunehmend weniger Rücksicht genommen. Wenn der Kalender zwischen 08.00 Uhr und 18.00 Uhr voll ist, dann kommt der Telko-Termin eben für 18.30 Uhr. Kinderbetreuung in Corona-Zeiten? Wechselunterricht in der Schule? Damit muss man schon selbst zurecht kommen. Schließlich will der Chef gerne Karriere machen.
Vorgesetztenverhalten
Einen meiner besten Vorgesetzten hatte ich bei R+V, die gibt es also zweifellos.
Bestimmt.
Fern des Marketing.
Branchenfremden Führungskräfte, die im Rudel kommen und vielleicht auch im Rudel wieder gehen, wenn erst einmal genug Schaden angerichtet wurde.
Interessante Aufgaben
Großer Konzern, da gibt es natürlich auch interessante Aufgaben. Auch im Marketing. Allerdings finden hier tiefgreifende Änderungen statt. Längst überfällig, wird die Arbeit mit Kundendaten wichtiger. "Multichannel" ist ein immer gern genutztes Schlagwort, doch im Marketing wird R+V auf Direktversicherer getrimmt. Kein Aufkleber wird mehr ohne Businesscase und KPI-Controlling bestellt. So kann man natürlich keine Vertriebsunterstützung machen. Also lässt man es einfach ganz. Mit Endkundenkampagnen, die im Fernsehen laufen, wird man als Marketer doch eh viel besser sichtbar.
Gleichberechtigung
Für Frauen noch zu oft eher schwierig.
Umgang mit älteren Kollegen
Zumindest gelegentlich unschön.
Arbeitsbedingungen
In größeren Teilen sind die Arbeitsbedingungen m.M.n. noch in Ordnung. Zunehmend werden aber auch in den Fachbereichen Call-Center Bedingungen eigenführt. Das ist dann richtig menschenfeindlich, aber noch nicht im Marketing angekommen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Nachhaltigkeit ist immer ein Thema. Ich denke, das wird sogar einigermaßen ernst genommen. Außerdem ist das eine Frage der Selbstdarstellung.
Gehalt/Sozialleistungen
Die fetten Jahre sind vorbei. Aber die Zinsen machen auch vor der betrieblichen Altersversorgung der R+V nicht Halt.
Image
Nach meiner Wahrnehmung verschlechtert sich der Umgang mit Mitarbeitern in MANCHEN Bereichen aktuell so drastisch und in so großen Schritten, dass ich R+V als Arbeitgeber im Marketing zur Zeit nicht uneingeschränkt empfehlen würde.
Karriere/Weiterbildung
Karriere ist möglich. Allerdings nicht für kritische Geister. Man sollte schon eine enge Freundin oder Familienangehörige eines Entscheiders sein, um Karriere zu machen. Qualifikation scheint oft nicht das entscheidende Kriterium zu sein. Wichtiger ist ein Gespür für Macht und Politik. Leute mit schlechten Nachrichten machen keine Karriere.
Die Weiterbildungssituation ist gut und reichhaltig.