Stark nachgelassene Sozialleistungen und Arbeitnehmer-Fürsorge
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Abwechslung bei den Aufgaben auf Grund der schieren Größe und Komplexität der Projekte.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Siemens wurde als Technik-Konzern gegründet. Heute befinden sich gefühlt 80% in Management-Aufgaben, die keine oder kaum eine Produkt-Relevanz haben. Gleichzeitig werden Ingenieure mit armseligen Gehältern abgespeist. Als Manager kann man schnell 100 oder 150.000 Euro bekommen, nach einem 2-3 jährigem Studium. Also Ingenieur, auch solche mit Doktor- oder Professorentitel mit 20 Jahren Berufserfahrtung, 10-jägrigem Studium sind selbst 100.000 Euro i.d.R. illusiorisch.
Verbesserungsvorschläge
Deutlich mehr Wertschätzung der Arbeitnehmer. Amerikanische Unternehmen machen es vor. "Respect People", nicht nur aufschreiben, sondern leben! Subventiertes Essen, ergonomische Arbeitsplätze auch im HomeOffice. Alternativen, z.B. Jobrad, um umweltfreundlicher reisen zu können. "Dienstausgleichssport"
Arbeitsatmosphäre
Durch gewollte Mangelpersonal-Wirtschaft bekommt kein einziges Thema mehr als 5% Zuwendung dessen, was es eigentlich bedürfte. Dadurch hat man keine Erfolgserlebnisse mehr. Jahrelang hart erarbeitete Releases werden nicht mehr gefeiert, uvm. drückt die Stimmung
Kommunikation
In Ritualen, ob sinnvoll oder nicht, ist Siemens ganz groß
Kollegenzusammenhalt
Muss ja, ned wahr? Das hängt stark von der Kultur ab. Innerdeutsch klappt es gut, Kommunikation in andere Länder, insbesondere Asien ist sehr schlecht und äußerst frustrierend.
Work-Life-Balance
Gibt es nicht mehr seit Corona. Zuvor nur noch zu 10%. Etliche Kollegen schicken Mails mitten in der Nacht (z.B. 2 Uhr Ortszeit) oder an Sonn- und Feiertagen, obwohl sie dies weder seitens Arbeitgeber, noch seitens Arbeitszeitgesetz dürfen. Serien-Besprechungen in der Mittagszeit und nahtlos den gesamten Tag über Besprechungen, d.h. bspw. Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 16 Uhr ohne 1 Sekunde Pause im Kalender. Wenn man 5 Minuten später kommt, wird das zwar akzeptiert, schürt aber ein schlechtes Gewissen.
Vorgesetztenverhalten
Ohne Übertreibung. Die dunkle Triade ist vorherrschend, wie gefühlt überall in Deutschland. Narzissmus, Ellbogen-Mentalität und Egoismus findet sich in hohem Maße bei *allen* Vorgesetzten! Die Bildung ist nahezu vollkommen egal, weiter kommt, wer am lautesten schreit, auch wenn das großteils nur leere Versprechungen sind.
Interessante Aufgaben
Maximal spannend und abwechslungsreich.
Gleichberechtigung
Mir ist keine Benachteiligung bekannt.
Umgang mit älteren Kollegen
Sofern es noch ältere Kollegen gibt. Es kommt de facto nicht mehr vor, dass ein älterer Kollege noch bis 65 arbeitet. Sehr bezeichnend!
Arbeitsbedingungen
Katastrophal.
Um verpflichtende gesetzliche Vorgaben für HomeOffice zu umgehen, wurde durch Corona alles auf MobileWorking mit bedeutend lascheren Regelungen umbenannt. Dadurch ist keine Sicherheits-Begehung zu Hause erforderlich. Mir ist niemand bekannt, der vom Arbeitgeber einen ergonomischen Arbeitsplatz zu Hause eingerichtet bekommen hat. Wenn man Ergonomie will, muss man diese 100% privat bezahlen.
Die angegebenen Benefits sind global theoretisch i.d.R. verfügbar. Praktisch jedoch oft nicht umsetzbar. Das täuscht Besseres vor. Beispiel Kantine. Ist es gut, wenn es eine Kantine gibt, die man jedoch 6 Monate lang nicht benutzen kann? Zählt hier die reine Existenz des Gebäudes?
Ist es gut, wenn minderwertiges Essen (z.B. Currywurst mit Pommes) stark subventioniert wird, gesunde Speisen dagegen Faktor 2 bis 3 teurer sind.
Ist es gut, dass es Parkplätze gibt, von denen jedoch so wenige zur Verfügung stehen, dass die Mitarbeiter, wenn sie erst nach 9 Uhr kommen, keinen freien Platz mehr finden? Oder dass die Parkbuchten die Breite der Autos aus den 70er Jahren genügen, jeder heutige VW Golf aber auf Grund seines Wachstums nur noch 5 cm nach links und rechts frei hat.Ein/Aussteigen?
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Durchwachsen. Man achtet darauf vielerorts, aber in manchen Bereichen gefühlt schwach ausgeprägt. Es gibt kein Jobrad-Angebot, es gibt für 3500 Mitarbeiter ca. 10 Ladesäulen für Elektroautos. Große (umweltverschmutzende) Dienstwagen (z.B. Mercedes GLE) und extrem viele Flugreisen für höheres Management.
Gehalt/Sozialleistungen
Abhängig davon, wann man Siemens beigetreten ist und in welchem Bereich/Chef man arbeitet, gut bezahlt. In meinem Geschäftsfeld hingegen katastrophal schlecht. Wenn man mit Management-Verantwortung für mehr als 600 Mitarbeiter sich eine 100 qm-Wohnung in Erlangen erst nach 65 Jahren Arbeitsleben leisten kann, trotz höchstmöglichen und bestbewerteten Hochschulabschlüssen dann stimmt mehr als nur ein bisschen nicht. In meinem Fall ca. 30-35% Bezahlung unter dem Durchschnitt.
Image
Nein, das Image ist falsch.
Es geht nur noch um Aktienwerte und kaufmännische Spielerei (An- und Verkauf von Firmen), Umbau zu einer Finanz-Holding bei gleichzeitigem Todsparen für Forschung & Entwicklung. Strategien haben gefühlt einen 3-Monats-Horizont, eben gefühlt den Quartalszahlen.
Karriere/Weiterbildung
Gute bis sehr gute Möglichkeiten. ABER! Das gilt ausschließlich für die Aufgaben und Verantwortungen. Ein Rollen und Verantwortungswechsel bzw. haus-interner Jobwechsel hat keinerlei finanzielle Vorteile. Im Gegenteil. Das Gehalt bleibt identisch. Wenn man dem gegenüberstellt, dass man mehr Verantwortung und mehr Stress übernimmt, ist es de facto eine Gehaltssenkung. Von älteren Kollegen erfährt man, dass das früher anders war.