Familienbetrieb im Kriesenzustand
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es ist wirklich erstaunlich wie lange Sonnen Herzog bereits am Markt existiert. Fast 140 Jahre. Ebenso erstaunlich ist es, was für einen guten Ruf wir in NRW haben als Händler und Berater fürs Handwerk, gerade in Düsseldorf. Das wir eines der wenigen erfolgreichen Unternehmen sind, das von einer Frau geführt wird und die Tendenz sich zu modernisieren halbwegs vorhanden ist. Es gibt so viele erstaunliche Menschen in unserer Firma, die den Laden zusammen und am Laufen halten. Es tut weh nicht stolz darauf sein zu können bei Sonnen Herzog zu arbeiten, weil wir so viel Potenzial haben.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Kurz und schmerzlos in Stichpunkte:
- Fehlendes Interesse und Wertschätzung am einfachen Mitarbeiter
- Ständiges sich gegenseitig anschwärzen
- Fehlendes Personal
- Ungenügende moderne Technische Ausrüstung
- Menschlichkeit seitens Geschäftsführung und Führungsebene
- unzureichendes Schulungsangebot für dringend benötigtes Fachwissen
- Ständiges Gemecker von allen über alles ohne was dran zu tun
Verbesserungsvorschläge
Transparenz: Ehrliche Kommunikation würde viele Probleme vermindern. Emphatie: Mitarbeiter ernst nehmen in ihren Zweifeln und Anliegen.
Aufmerksamkeit: Den Blick nach innen richten und nicht alle Ressourcen für das Image nach außen verbraten. Erfahrungsgemäß hilft es viel ehrliches Interesse an anderen Menschen zu zeigen, damit man sich miteinander wohl fühlen kann. Wenn man sich wohlfühlt herrscht auch eine bessere Stimmung. Ein Schritt mehr als Team zusammen zu kommen.
Zusammenhalt: Fehler passieren jedem von uns. Es bringt nichts sie durch die Gegend zu schieben bis man einen Schuldigen gefunden hat. Anpacken und abarbeiten. Wir sind alle in der selben Firma angestellt und arbeiten für die selben Kunden und das Gehalt am Ende des Monats. Die Zeiten sind hart genug, wir sollten sie uns nicht selbst noch schwerer machen.
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre unter Kollegen ist angespannt und misstrauisch. Wenn es eine Gelegenheit gibt jemanden statt sich selbst in die Schusslinie zu bringen, wird diese genutzt. Es werden kleine Grüppchen gebildet anstatt ganzheitlich als Team zu agieren.
Kommunikation
Durch verhärtet Fronten unter den Mitarbeiter-Grüppchen ist Kommunikation schwierig und zäh. Man stößt auf taube Ohren oder genervte Reaktionen seitens Führungsebene, wenn man versucht Missstände oder Konflikte anzusprechen. Dann heißt es einfach machen was nötig ist, der Kern des Ganzen Problems wird dennoch weiterhin einfach ignoriert und totgeschwiegen. Der Informationsfluss von Geschäftsführerebene nach unten ist ebenfalls sehr gefiltert und verzehrt durch die Führungsebene oder so hat man zumindest das Gefühl. Kritiken werden sehr gerne laut und deutlich verteilt und großzügig verteilt ohne sich selbst an die Nase zu fassen. Im großen und ganzen weiß die rechte Hand nicht was die linke tut, was den Arbeitsalltag unnötig verkompliziert und einen frustrierenden Beigeschmack verleiht.
Kollegenzusammenhalt
Im Grunde sind wir wie eine große Selbsthilfegruppe. Das geteilte Trauma verbindet aber jeder kämpft für sich selbst.
Work-Life-Balance
Standard für deutsche Verhältnisse. Bei privaten Notfällen oder Ausnahmefällen wird man unterstützt. Es werden aber auch großzügig moderne Herangehensweisen ignoriert oder sabotiert, die es attraktiv machen könnten hier zu arbeiten. Generell lastet in vielen Abteilungen zu viel Arbeit auf zu wenig Schultern aber das sieht unsere Führungsebene nicht so, also wird auch nichts dagegen gemacht. Über die immer größer werdende Wahrscheinlichkeit, dass neu eingestellte Menschen die Probezeit nicht überdauern weil sie es nicht länger hier aushalten oder dann zwei Tage vor Ende für doch nicht gut genug befunden werden, reden wir besser nicht.
Vorgesetztenverhalten
Über unsere GF selbst kann ich persönlich nicht viel berichten außer das sie vielleicht die blindeste Person für die allgemeine Stimmung und Situation in unserer Firma ist. Unsere Abteilungsleiter... Sind da. Persönlich gut zu erreichen aber wenn es um Arbeit geht schlagen einem auch hier taube Ohren oder genervt Blicke entgegen. Keine klare Kante. Entscheidungen werden immer wieder umgeworfen um höchst mögliche Verwirrung zu schaffen.
Interessante Aufgaben
Dadurch das wir im Vertrieb arbeiten und deswegen im direkten Kontakt zu unseren Kunden stehen, wird es selten langweilig. Es wird erst wieder frustrierend, wenn man über seine alltäglichen Aufgaben hinaus aktiv werden möchte. Workshops zu bestimmten Projekten werden offen für alle angeboten aber es fehlt oft die Zeit und das Personal diese wahrzunehmen oder es kommt andauernd zu Verschiebungen und Änderungen im Zeitplan.
Gleichberechtigung
Wir sind ein durch eine Frau geführtes Unternehmen, welches sich selbst gerne als modern bezeichnet und sich multikulturelle darstellt. Selbst auf den zweiten Blick lässt sich an dieser Aussage nicht rütteln. Wir sind eine bunte Mischung an Menschen und vertreten diese auch in 'wichtigen' Rollen dieser Firma.
Umgang mit älteren Kollegen
Geschätzt werden wir alle nicht, also macht es die ganze Sache schon wieder gerecht. Tatsächlich sind wir eine gute Mischung, was Alter angeht. Ob durch Einstellung oder langjährige Firmenzugehörigkeit. Keiner von uns wird anders behandelt als der nächste, der da kommen möge.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Eine der besseren Eigenschaften unserer Firma. Sei es auch nur um sich bestmöglich in der Öffentlichkeit darzustellen. Beschweren möchte ich mich darüber nicht. Immerhin wird sich aktiv eingebracht, was man nicht von jeder Firma behaupten kann.
Gehalt/Sozialleistungen
Es wird pünktlich bezahlt und man hat die Möglichkeit auf Altersvorsorge. Standard
Image
Alle sind frustriert und abgekämpft und deswegen hört man selten gute Worte über die eigene Firma. Schaut euch ruhig mal unsere Image-Videos an. Jeder sieht, dass nicht ein Wort wirklich ernst gemeint ist. Man steigert sich gegenseitig in seine Meckerei hinein und findet kein Ende. Zu Recht.
Karriere/Weiterbildung
Unsere Marketing und Personalabteilung gibt sich Mühe und organisiert die ein oder andere Schulung für Mitarbeiter die außerhalb des Standards liegt. Fachwissen ist unsere größte Stärke aber diese zu fördern scheint keine Priorität zu haben auch wenn man es immer wieder anspricht. Natürlich kann man selbst viel nachlesen und das Internet gibt es auch noch aber die Erfahrung und das Kompetenz übergreifende Wissen, welches man aus Schulungen gewinnen kann ist total vernachlässigt. Fachberater gibt es bald bei uns nicht mehr und jeder schmeißt mit Halbwissen um sich oder sucht verzweifelt bei einem der zwei geschulten und erfahrenen Mitarbeiter Hilfe. Wenn man seinen Betriebswirt machen möchte kann man auf jeden Fall mit mehr Hilfe rechnen. Das wird sehr gerne unterstützt und jeder der die Prüfung besteht ist dann direkt ein hohes Tier. Schade nur, dass diese dann keine Ahnung von unserem Fachbereich haben. Wäre alles halb so wild, wenn man wenigstens die Gelegenheit schaffen würde, dass die Kollegen untereinander und für einander kleine Schulungen geben oder sich fachlich austauschen könnten.