Sicherer Job in der Krise - typische Kommunalverwaltung mit den üblichen "Beschränkungen"
Gut am Arbeitgeber finde ich
Sicherer Job in Krisenzeiten, akzeptables Gehalt, pünktliche Zahlungen, insgesamt befriedigende Arbeitsbedingungen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Wenig Qualitätsbewusstsein, wenig Serviceorientierung, wenig "Rückgrat" im Umgang mit Mitarbeitern, zu viel "social signaling", keine gute Kritikkultur.
Verbesserungsvorschläge
Mehr Konzentration auf die Kernaufgaben der Kommunalverwaltung (Daseinsvorsorge), weniger Bimborium. Klarere Kommunikation der Erwartungshaltung an Mitarbeiter. Mehr Rückgrat.
Arbeitsatmosphäre
Insgesamt gut.
Kommunikation
Auf Ebene der einzelnen Fachbereiche verbesserungsbedürftig. Während der sog. Flurfunk heiß läuft, werden wesentliche Entscheidungen etc. gar nicht oder unzureichend kommuniziert.
Kollegenzusammenhalt
Insgesamt gut.
Work-Life-Balance
Teilweise überengagiert und zu mitarbeiterorientiert. In manchen Fachbereichen ist Telearbeit / HomeOffice zum Heiligen Gral geworden. Ob diese Arbeitsform zu den Anforderungen der Stelle passt, ist dabei zweitrangig. Ich warte darauf, dass der FB Verkehrsüberwachung nur noch von zuhause aus arbeitet :-)
Vorgesetztenverhalten
Sehr stark einzelfallabhängig. Die meisten meiner Vorgesetzten haben aus meiner Sicht einen guten Job gemacht, und das unter manchmal schwierigen Rahmenbedingungen (Haushalt, Personal, Kommunikation).
Interessante Aufgaben
Typische Kommunalverwaltung - es gibt das gesamte Spektrum von Leistungs- und Eingriffsverwaltung und diverse Service- und DIenstleistungseinheiten. Ein großes "Portfolio". Da sollte für jeden etwas dabei sein.
Gleichberechtigung
Kurz vor meiner "Abreise" nahm der Trend zu immer mehr "woken" Formen zu. Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen / Personen mit und ohne "Migrationshintergrunde" wurde bei uns im Arbeitsalltag immer gelebt, das zeigt sich auch an den Verteilungen der Geschlechter / Personen mit /ohne Migra-H. auf den Führungsebenen. Mittlerweile ist das Ziel erreicht und man schießt sich auf neue Ziele ein.
Es gab zuletzt so viele Stellen und Projekte für Diversity Management, Gleichberechtigung, Behinderte, LGBTIQ+A, Integration, Inklusion usw. usw. dass ich das Gefühl bekommen habe, dass ständig neue Probleme gefunden werden müssen, um die Existenz der ganzen Stellen und Projekte zu rechtfertigen. Vereinzelt wurden von Mitarbeitern gegen andere hahnebüchene Vorwürfe von Sexismus und Rassismus etc. vorgeschoben. Aus Angst wurde hier von den höheren Führungsebenen schnell "klein beigegeben", auch wenn die/der Falsche bestraft wurde.
In der Kommunikation nach innen und außen wird jeder Quatsch gegendert, Viele Kolleginnen und Kollegen halten mittlerweile mit ihrer Meinung über viele Themen (von Inklusion bis zur Integration) in Besprechungen aus Angst vor Nachteilen "hinter dem Berg".
Umgang mit älteren Kollegen
Ca. 30 % der Belegschaft sind in einem Alter, aufgrund dessen sie in den nächsten 10 Jahre in Rente / Pension gehen werden. Schon aufgrund der Masse älterer Kolleginnen und Kollegen sind diese Menschen, teils auch in höheren Positionen, eine Macht. Abwertenden Umgang mit Kollegen aufgrund ihres Alters habe ich nicht erlebt, es war eher ein Verhältnis der Wertschätzung der Erfahrung.
Arbeitsbedingungen
Wie allgemein im öffentlichen Bereich: Die Arbeitsbelastungen sind geringer als im privaten Umfeld. Arbeitszeiten, Kündigungsschutz und Urlaubsansprüche sind besser als im privaten Bereich. "Hire and Fire" wird definitiv nicht betrieben. Teilweise wird sogar trotz gravierender bzw. wiederholter Verstöße an Arbeitnehmern festgehalten. Das wiederum führt häufiger auch zu Verstimmungen in den Teams / Arbeitsgruppen.
In der Zusammenarbeit mit Dritten spielen häufiger andere Faktoren als das Wohl der Stadt und ihrer Einwohner eine große Rolle. Das ist zwar nicht schön, aber leider in der Kommunalverwaltung insgesamt normal.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Zu viel politisches Sendungsbewusstsein. Manchmal sollte die Kommunalverwaltung als Behörde eben nur ausführendes Organ des Staates sein, aber nicht immer "social signaling" ("Schaut mal, wie toll wir sind") betreiben. Zumal Essen in Zeiten knapper Kassen alle möglichen freiwilligen Leistungen (Sportplätze, Schwimmbäder, Spielplätze etc.) stark zurückgefahren hat.
Gehalt/Sozialleistungen
Durch TVöD geregelt, allgemein besser als im privaten Bereich. Es gibt natürlich eine große Bandbreite zwischen Fachbereichsleitung und Helfer in der Poststelle.
Image
Die Stadt Essen ist eine typische Kommunalverwaltung und wird auch als solche wahrgenommen. Bürger / Einwohner sehen die Stadt nach meiner Erfahrung als wenig serviceorientiert, bürokratisch und schwerfällig - und zum Teil stimmt das auch.
Karriere/Weiterbildung
Insgesamt ok. Gerade für die "eigenen" Leute (ehemalige Azubis) setzt sich die Stadt besonders ein. Quereinsteiger haben es hier oft schwer, weil nur die eigenen Bildungsangebote (trotz teils durchwachsener Qualität) wirklich anerkannt werden.