War mal super! Betonung liegt auf 'war'!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Zur Zeit nichts mehr. Leider. Deshalb bin ich ja auch gegangen. Nach über 18 Jahren kein leichter Schritt und ich habe über ein Jahr gebraucht, um mir darüber klar zu werden, dass Tchibo nicht mehr mein Unternehmen ist.
Verbesserungsvorschläge
Tchibo ist keine Selbstläufer mehr. Ich habe das Gefühl, dass ist immer noch nicht oben angekommen. Klamotten, Unterwäsche und Sportbekleidung im Wechsel sind nun mal langweilig. Die Sachen, die man bei Tchibo kaufen kann, gibt es dank des WWW überall, das Alleinstellungsmerkmal ist weg. Auch wenn es wehtut: Filialen schließen und/oder zusammenlegen und mal wieder etwas wagen. Und die Mitarbeiter ordentlich bezahlen. Noch ist der Tchibospirit da!
Arbeitsatmosphäre
Nach unten im Team super, die Stimmung habe ich mir als Shop-Leitung ja selbst gemacht; nach oben zum Bezirksleiter katastrophal. Unglaublich viel Druck, unfassbar emphathieloses Verhalten, viel Kritik wenig Lob. Und alles machen wir als Leitungen natürlich zwischendurch....
Kommunikation
Ganz gut, aber nie wertungsfrei. Es wurde einem immer noch etwas 'mitgegeben'.
Kollegenzusammenhalt
Im Team sensationell. Alle für einen, einer für Alle. Aber das war allein mir zu verdanken. Seit ich weg bin, sind in weiten Teilen Rücksichtlosigkeit, Ignoranz und Egoismus zurückgekehrt.
Work-Life-Balance
Meine Mitarbeiter konnten sich nicht beschweren. Ich habe die Pläne sehr gerecht gestaltet, alle waren immer sehr zufrieden. Für mich als Leitung sah das anders aus. Ich war immer da; auch fast jeden Samstag. Aber wer das nicht möchte, darf nicht Leitung in einem Einzelhandelsgeschäft sein.
Vorgesetztenverhalten
Absolut unterirdisch. Mein Bezirksleiter ist ein empathie- und rücksichtsloser Unmensch, der über Leichen geht und außer seinen Boni nicht viel im Sinn hat. Behinderte und/oder häufiger kranke Mitarbeiterinnen werden gemobbt und er versucht, die Kolleginnen gegeneinander aufzuhetzen. Das führt zu einem Klima der Angst, weil er mit Sätzen wie: 'Wenn Sie weiter so oft krank sind muss ich die Filiale schließen' vor allem ältere Mitarbeiterinnen angeht.
Interessante Aufgaben
Jede Woche eine neue Welt heißt leider nicht, dass es eine abwechslungsreiche Arbeit ist. Tchibo ist zum Klamottenladen verkommen und selbst da gibt es immer das Gleiche; und alle 6 Wochen Unterwäsche lockt auch keine Kunden mehr in den Laden. Da gab es früher viel mehr Abwechslung. Außerdem haben wir gefühlt jede zweite Woche Wettbewerb und wenn man nicht gut ist, ruft der Vorgesetzte jeden Tag an und verlangt Stellungnahmen.
Gleichberechtigung
Bei Älteren, Behinderten, Gleichgestellten und öfter kranken Mitarbeiterinnen wurde von meinen Vorgesetzten viel Druck aufgebaut. Auch für Mobbing war er sich nicht zu schade.
Umgang mit älteren Kollegen
Bei mir im Bezirk unterirdisch!
Arbeitsbedingungen
Wenn die Klima funktioniert ist alles gut. Jedenfalls im Laden. Im Aufenthaltsraum oder im Büro herrschten im Sommer oft über 30°C, dafür im Winter unter 15°C.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
In den Bereichen Kaffee und Non Food ist man bei Tchibo auf einem guten Weg; aber immer noch wird man in den Filialen mit einer Unmenge von Werbematerial zugeschüttet, von dem oft die Hälfte direkt ins Altpapier wandert.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich konnte mich über mein Gehalt nicht beschweren, ich habe allerdings auch immer wieder hart verhandelt. Seit Tchibo vor ein paar Jahren aus dem Tarifvertrag ausgestiegen ist, war das auch nötig. Neue Mitarbeiter bekommen mittlerweile oft 13 oder 14 Euro, aber Mitarbeiter die zum Teil schon seit 8 oder 10 Jahren dabei sind kämpfen um jeden Euro. Da sind 12 Euro die Regel, nicht die Ausnahme. Und ältere Mitarbeiter die zum Teil schon 25 Jahre und länger dabei sind, kommen leider nicht auf die Idee zu verhandeln. Nachdem dieses Jahr die Gehaltrunde ausgefallen ist, wäre das aber dringend nötig.
Beispielhaft ist die Auszahlung. Oft schon am 25. oder 26. eines Monats war das Geld da! Auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld wurde immer gezahlt!
Image
Wenn früher jemand schlecht über 'mein Tchibo' sprach, bin ich ausgerastet. Das ist vorbei. Seit sich der Eigentürmer Michael Herz mehr oder weniger zurückgezogen hat, ist die Menschlichkeit aus meinem einst heißgeliebten Unternehmen gewichen.
Karriere/Weiterbildung
Ich bin vor 18 Jahren als Filialleitung eingestellt worden und habe als solche gekündigt. Mehr wollte ich allerdings auch nicht. In diesen Jahren habe ich eine Menge interner Seminare besuchen dürfen und müssen. Für junge Mitarbeiterinnen gibt es die Möglichkeit Stellvertretung oder auch Leitung zu werden. Ist aber kein Platz in der eigenen Stadt frei, muss man natürlich bereit sein, woanders hinzuziehen oder zu pendeln.