Exzellenz-Universität nach außen - Arbeitspraxis kann jedoch durchaus erschrecken
Verbesserungsvorschläge
Angleichung der universitätsweiten Arbeitsbedingungen, um die eklatanten Unterschiede zwischen "Beamtentum & Bürokratie" und "Auf dem schnellsten Weg zum Burnout" anzugleichen - was berechtigterweise leichter gesagt als getan ist...
Arbeitsatmosphäre
Eines vorweg: Die TUM beschäftigt 10.000 Mitarbeiter. Die Arbeitsbedingungen sind an den unterschiedlichen Fakultäten und Abteilungen demzufolge äußerst unterschiedlich; noch dazu gibt es den wissen- und den nicht-wissenschaftlichen Bereich. Demzufolge kann und möchte ich im Folgenden meine persönlichen Arbeitseindrücke schildern, welche – glücklicherweise – sicher nicht repräsentativ für die gesamte Universität sind.
Gute und offene Arbeitsatmosphäre, man zieht an einem Strang. Auch aufgrund der vielen studentischen Hilfskräfte zudem ein junger Spirit, was ich als angenehm empfand. Ebenfalls positiv von vielen Kollegen aufgenommen: die vielen Team-Events. Ich selbst fand solche „aufgezwungenen“ Veranstaltungen in 50-55 Stundenwochen eher unangenehm, da hierdurch die eh schon knappe Freizeit weiter reduziert wurde.
Kommunikation
Teamintern sehr gut, gegenüber den vielen anderen Stellen der Verwaltung sowie den unterschiedlichen Instituten jedoch zu oft das genaue Gegenteil davon.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt im Team sowie die gegenseitige Unterstützung war 1A...ansonsten wären die eingeforderten Ziele und Aufgaben nicht erreichbar gewesen.
Work-Life-Balance
Eine Balance war zu keiner Zeit gegeben: etliche Sonderveranstaltungen in den Abendstunden oder Wochenenden konnten de facto nie ausgeglichen werden. Die regulären Bürotage endeten aufgrund einer quali- wie quantitativ viel zu hohen Arbeitslast üblicherweise erst nach 10 Arbeitsstunden – eine interessante Konstellation, wo doch im Öffentlichen Dienst besagte Marke das formell erlaubte tägliche Maximum darstellt…
Ich hoffe in meinem Berufsleben nicht noch einmal in eine solche Knochenmühle zu geraten – und hatte eigentlich gedacht, nach Stationen im Agenturgeschäft bereits vieles gesehen zu haben. Mehrfache Gespräche mit meinem Vorgesetzten stießen leider auf taube Ohren; ein Eingreifen sogar bewusst vermieden.
Vorgesetztenverhalten
Einerseits um einen ehrlichen Austausch und offenen Draht bemüht, was durchaus positiv hervorzuheben ist. Andererseits selbst vorbildhaft beim Überstunden-Schieben und ohne jegliches Gespür und Verantwortungsgefühl gegenüber den Belangen der Mitarbeiter (mehr dazu unter: Work-Life-Balance).
Interessante Aufgaben
Das Aufgabenspektrum sowie dessen Abwechslungsgehalt war definitiv spannend und interessant. Umso trauriger ist es, dass die ungesunden Rahmendaten dies viel zu oft in den Hintergrund gedrängt haben.
Arbeitsbedingungen
Moderne Ausstattung mit einem stets offenen Ohr für Neuerungen – vorbildlich!
Gehalt/Sozialleistungen
Diesbezüglich kann ich mich nicht beklagen, mein Gehalt war für die Bildungsbranche durchaus sehr gut. Zugleich ist das Vorgehen der Eingruppierung in meinen Augen von Willkür geprägt; tatsächliche Berufserfahrung wird nur dann herangezogen, wenn dies mit Vorgaben einher geht.
Was ich selbst nicht kritisch empfinde, jedoch vielen Kollegen sauer aufstößt: 97% der nichtwissenschaftlichen Stellen sind ohne Sachgrund befristet. Mal schauen, ob die Politik hier, wie versprochen, nachbessert…
Image
Die TUM genießt einen exzellenten wissenschaftlichen Ruf – und das nicht zu Unrecht. Zugleich kommt der Ruf als nicht-einfacher Arbeitgeber ebenfalls nicht von ohne, wird doch eine enorme Unterordnung eigener Interessen „von oben“ eingefordert. Hier wird „Exzellenz“ leider mit „Ich lebe für meinen Job, alles andere ist zweitrangig“ verwechselt...
Karriere/Weiterbildung
Angebote wurden gemacht, mangels Zeit meinerseits jedoch leider nie in Anspruch genommen...