Fremdgesteuerter Billigheimer
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es gibt in der HR durchaus soziale Verantwortung, und Alte und Kranke werden zwar unter Druck, aber nur relativ selten auf die Straße gesetzt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Endlose Hierarchien, unklare Führungsverantwortung und zu wenig Liebe zur Wertarbeit.
Verbesserungsvorschläge
Es würde schon viel helfen, wenn die lokalen Chefs tatsächlich auch Entscheidungsspielräume hätten. Fakt ist jedoch, dass jede Entscheidung, auch für wenige Euros, aus dem Ausland frei gegeben werden muss.
Arbeitsatmosphäre
Ständiger Stress von Vorgesetzten: Den eigenen, aber auch aus anderen Projekten, die keine eigenen Ressourcen eingeplant haben, sondern das Stammpersonal zusätzlich belasten.
Kommunikation
Da es keine klaren Strukturen und Prozesse gibt, wird das Meiste mit "Mail to all" abgehandelt. Derzeit erhalte ich ungefähr 200 menschengenerierte Mails pro Tag. Dazu kommt nochmal das Doppelte von Überwachungssoftware und Ticketing-Tools
Kollegenzusammenhalt
Ohne die direkten Kollegen wäre es hier unterträglich. Auf der gleichen Hierarchieebene ist die Kommunikation sehr gut. Und bei den Chefs gibt es solche und solche....
Work-Life-Balance
Das Arbeitsumfeld ist von Indien geprägt, und dort sind 5 x 10 Stunden die Woche Minimum. Bei akuten Problemen nach Möglichkeit mehr. Und Probleme gibt es immer.
Vorgesetztenverhalten
In der Regel werden wir Deutschen einigermaßen wertschätzend behandelt. Untereinander pflegen die indischen Vorgesetzten häufig einen sehr ruppigen Umgangston.
Interessante Aufgaben
Jo, spannend ist hier vieles. Aber qualitativ hochwertige und gut durchdachte Lösungen werden nicht wertgeschätzt. Alles muss schnell zusammengefummelt werden, für mehr ist keine Zeit.
Gleichberechtigung
In der Regel gut. Aber wenn man sich ansieht, wie leicht die Gemeinschaftseinrichtungen ohne ständigen Reinigungsdienst vermüllt werden, kriegt man den Eindruck, dass hinter den meisten (männlichen) Kollegen zu Hause eine Frau ständig hinterher putzt.
Umgang mit älteren Kollegen
Das Rentenalter in Indien liegt bei 60, da fehlt schon manchmal das Verständnis für die Deutschen, die viel länger arbeiten müssen und dabei nicht unbedingt schneller und flexibler werden. Aber das fehlt auch in vielen deutschen Unternehmen.
Arbeitsbedingungen
Man kriegt ein Laptop, dessen Software sich teilweise nicht selbst aktualisiert, weswegen es ständig Rundmails gibt, Browser manuell upzudaten, und das zu 50% mit Antiviren- und Überwachungssoftware ausgelastet ist. Manchmal sogar ein Handy im Low-Cost-Segment. Dockingstations für die Laptops können seit Monaten nicht mehr bestellt werden.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es gibt eine vernünftige Arbeitsplatzsicherheit und einen externen Betriebsarzt mit Sicherheitsunterweisungen. Und einige Alibi-Beauftragte für Gleichberechtigung und LGBT+ - Belange, die Massenmails versenden. Zum Thema Umwelt habe ich noch nichts vernommen - noch nicht mal Greenwashing.
Gehalt/Sozialleistungen
Als übergegangener Mitarbeiter bin ich mit dem Gehalt zufrieden. Sozialleistungen wie Fitnessstudio, Dienstrad etc. gibt es leider nicht.
Die lokal Eingestellten kriegen weniger Urlaub und ein schlechteres Gehalt.
Karriere/Weiterbildung
Karriere ist möglich, (gute) Weiterbildung extrem schwer zu bekommen. Einige Udemy-Kurse und viele interne schnell zusammen gefummelte Trainings, aber nur schwer externe Zertifizierungen.