Ich arbeite meist als Angestellte im Management Team und immer projektbezogen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Insbesondere finde ich gut, wie unterschiedlich die Aufgaben sind, die man übernehmen kann. So kommt für mich nie Langeweile auf! Die Hotels sind meistens auch nicht schlecht, in denen man übernachtet. Die Mitarbeiterangebote sind auch nicht von schlechten Eltern. Anmerkung zu den Benefits unten: Einen Betriebsarzt gibt es ja nur an den Hauptstandorten, also in 3 Städten in Deutschland. Flexible Arbeitszeiten sind von deiner Rolle abhängig und vom Vertrag mit dem jeweiligen Kunden. Home Office ist auch nicht bei jedem Kunden möglich. Kantinen gibt es zwar bei manchen Kunden, jedoch müssen wir als Externe oft das Doppelte zahlen, obwohl wir weniger als die Internen verdienen. Ist die Kantine dann noch ein Benefit?
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Zu geringes Gehalt, zu langsame Beförderung, Level nicht der Verantwortung entsprechend, meines Erachtens keine Gleichberechtigung von Mann und Frau, zu viel Reisetätigkeit, zu schwieriger Office Wechsel, auch wenn es gar keinen Sinn macht, noch in derjenigen Stadt angestellt zu bleiben, weil man jahrelang nie da war.
Verbesserungsvorschläge
Deutlich mehr Gehalt zahlen, schneller befördern (den Aufgaben entsprechend), verstärkt Home Office anbieten oder Arbeit in der eigenen Stadt. In der eigenen Stadt anstellen, statt in ganz anderen Städten. Standardmäßig ergonomische Arbeitsplätze schaffen - auch beim Kunden. Mehr externe Zertifizierungen ermöglichen.
Arbeitsatmosphäre
Die niedrigeren Angestellten sind in der Regel sehr nett und cool. Die höheren Manager können ziemlich stressig sein, obwohl sie sich bemühen, nett zu sein. Ich denke, sie sind einfach selbst so krass gestresst, dass sie das teilweise weitergeben, ohne es eigentlich zu wollen.
Kommunikation
Es gibt einen totalen Information Overload. Es gibt Unmengen an E-Mails und keine Akzeptanz, diese E-Mails in seiner Arbeitszeit zu lesen, obwohl der Inhalt dennoch bekannt sein sollte. Gegen die E-Mails hat man ein wieder neues Forum / Portal gegründet. Jedoch kommt man erst recht nicht dazu, die ganzen Portale zu durchforsten. Auf wichtige Informationen wird man durch sich wiederholende E-Mails hingewiesen, die man auch bekommt, wenn man das Thema bereits bearbeitet hat. Hintergründe zu Themen, die Mitarbeiter/innen weniger gefallen könnten (z.B. Entlassungen) werden falsch und unzureichend kommuniziert, d.h. es wird beispielsweise davon gesprochen, dass Kolleg(inn)en zu wenig geleistet hätten, jedoch ist davon auszugehen, dass es eher daran lag, dass zu wenige Leute verkauft werden konnten. Es wird davon gesprochen, dass Trainings wegen zu weniger Teilnehmer abgesagt wurden, dabei wurden sie aus Kostengründen gestrichen, obwohl es mehr als genug Interessenten gab, etc.
Kollegenzusammenhalt
Einer der Hauptwerte von Accenture ist, dass man seinen Kollegen "nicht ans Bein pinkeln" soll. Vertrauen gehört zur Unternehmenskultur. Selbstständiges Arbeiten wird vorausgesetzt. Da jedoch viel, viel, viel zu wenige Kollegen befördert werden oder eine Gehaltserhöhung bekommen (ganz anders wie bei HR beim Einstellungsgespräch kommuniziert), neigen insbesondere relativ niedrige Level dazu, vor Vorgesetzten zu behaupten, dass sie die ganze Arbeit gemacht haben und der andere "nichts tun würde".
Work-Life-Balance
Beim Einstellungsgespräch wurde davon gesprochen, dass es Reisetätigkeiten geben könnte. Wie sich herausgestellt hat, ist eine Reisetätigkeit von bis zu 100% normal. Das muss einem gefallen. Es ist absolut gegen Work-Life-Balance. Da man von einem Tag auf den anderen auch auf ein anderes Projekt kommen kann, ist es unmöglich sich z.B. feste Hobbys in der neuen Stadt zu suchen und Menschen außerhalb der Firma kennenzulernen sehr schwierig. Es werden abends viele Events (primär Restaurantbesuche) mit Kollegen gemacht, was man auch mögen muss. Im Hotel telefonieren dann die meisten mit der Familie, was direkten Kontakt nicht ersetzen kann. Gearbeitet wird viel. Nur wenige "trauen sich den Stift fallen zu lassen" (ich denke bedingt durch "Gruppen-Zwang"). Da Reisezeiten extrem bedingt zur Arbeitszeit gezählt werden und Überstunden meist normal sind, verbringt man inkl. Reisetätigkeit für die Firma und Überstunden durchaus mindestens 55h pro Woche mit der Arbeit - ganz zu schweigen von den ständigen Geschäftsessen und Nächten im Hotel, wo man ja auch nicht seine Familie o.ä. sieht. Urlaube werden in der Regel problemlos genehmigt, doch ab Manager-Level sind Überstunden inkludiert.
Vorgesetztenverhalten
Insbesondere auf dem jetzigen Projekt habe ich absolut unrealistische Ziele, was mich sehr frustriert. Meinen Bedenken diesbezüglich hören meine Vorgesetzten zu, jedoch ändert sich nichts. Mich überraschte jedoch, dass sie mir super Feedback zu meiner Arbeit gaben. Frustrierend sind die nicht erreichbaren Ziele dennoch. Ich arbeite sehr selbstständig und darf oft auch allein entscheiden.
Interessante Aufgaben
Ich kann mich jederzeit auf ein neues Projekt bewerben und jedes Projekt ist anders. Das finde ich spannend! Es wurde mir von Anfang an auch "viel abverlangt" oder positiver formuliert "viel zugetraut". Ich bin super eigenständig und genieße das. Ich bin ein Mensch, der sich schnell langweilt, bei Accenture jedoch i.d.R. nicht. Ich kann mich auch vielseitig außerhalb der Projekte engagieren, was jedoch meist nicht als Arbeitszeit gilt und mich daher offen gestanden wenig interessiert.
Gleichberechtigung
Auch wenn offiziell natürlich Männer und Frauen gleichberechtigt werden, sehe ich, dass Männer viel schneller als Frauen befördert werden und dadurch irgendwann viele Level über Frauen sind, die gleichzeitig angefangen haben und dasselbe leisten. Einkommen ist levelabhängig. Frauen mit Kindern steigen in der Regel in Teilzeit wieder ein und Teilzeitkräfte steigen erst nach vielen, vielen Jahren auf. Wenn überhaupt. Ein Vorgesetzter sagte mir sogar einmal direkt ins Gesicht: Eine Frau nähme als Manager doch eh keiner ernst. Wieso soll ich dich befördern? Später änderte er seine Meinung rapide durch sehr enge Zusammenarbeit bei einer Aufgabe und wollte mich befördern. Da seine Aussage unter 4 Augen war, habe ich diese nie eskaliert.
Umgang mit älteren Kollegen
Eingestellt werden zum absoluten Großteil nur Studienabsolventen. Weil der Job so stressig, gegen die Work-Life-Balance und im Vergleich zur Konkurrenz hin schlecht bezahlt ist, verlassen die meisten nach 1-2 Jahren wieder die Firma. Bereits nach wenigen Monaten gehörte ich zu den 50% Dienstältesten. Diese Kennziffer ist nun nicht mehr öffentlich für einen selbst einsehbar wie früher. Wenn jemand kündigen will, bekommt er meines Erachtens auch keine Anreize, doch zu bleiben, sondern dann heißt es: "Ok, dann geh." Langjährige Mitarbeiter und Personen über 50 sind extrem selten.
Arbeitsbedingungen
Die Hardware ist extrem kundenabhängig, da man beim Kunden arbeitet. In der Regel werden die Internen jedoch viel besser behandelt als die Externen. Was jedoch immer der Fall ist, ist die Arbeit am kleinen Laptop. Das ist ergonomisch nicht gut / nicht gut für den Rücken. Da oft sämtliches Equipment täglich zur Arbeit getragen werden muss und mit auf Reisen muss, ist auch das nicht gut für Rücken und Ergonomie.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umwelt sind für mich auch die Mitarbeiter. Und diese werden meines Erachtens nicht so gut behandelt, wenn sie ständig reisen und viel schleppen müssen und ihre Familien selten sehen. Gereist werden soll primär mit der Bahn, was meines Erachtens jedoch unbequemer und schlechter für den Rücken ist (Geschleppe, Ein- und Ausstieg, diverse Öffentliche). Ich denke, das macht die Firma primär aus Kostengründen. Auch wird unnötig und viel zu viel gereist. Soziales Engagement darf man gerne bei uns machen - allerdings an seinen Urlaubstagen. Das finde ich lächerlich. Vereinzelt stellt man jetzt jedoch Flüchtlinge ein. Finde ich gut.
Gehalt/Sozialleistungen
Zwar sind die Gehälter gut, jedoch nicht gut genug. Die Konkurrenz verdient viel mehr. Die Verantwortung übersteigt bei Weitem die Arbeitsverträge. Aufstieg und Gehaltserhöhung passieren viel zu langsam. In meinem Freundeskreis verdienen die meisten Realschulabsolventen bei Weitem mehr. Gehalt ist definitiv nicht der Grund, warum ich noch bei Accenture bin, sondern die Abwechslung im Berufsalltag, die ich spannend finde. Sozialleistungen sind bei uns übrigens absolute Mangelware. Gehaltsauszahlung ist immer grob von 24.-26. - je nachdem ob ein Wochenende dazwischen ist.
Image
Das Außenimage (was Kunden u.ä.) von Accenture haben ist exzellent. Jedoch soll es hier ja ums Innere gehen - was denken die Mitarbeiter selbst über ihre Firma ... Und da habe ich sehr lange nichts (überwiegend) Gutes mehr gehört. Daher verlassen die meisten ja schon sehr schnell wieder die Firma. Accenture ist für die meisten ein Sprungbrett und keine Firma zum Altwerden.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt einen Overload an Weiterbildungsmöglichkeiten. Jedoch sind diese in der Regel intern. Ich würde mir wünschen mehr externe zu haben. Insbesondere würde ich gerne mehr Management-Zertifizierungen machen, doch werden diese einfach nicht bezahlt. Wichtiger finde ich jedoch die Karriere an sich - höhere Level, mehr Gehalt. Das geht extrem viel langsamer vorwärts als von HR angekündigt war und ist nicht den Aufgaben und der Verantwortung entsprechend.