Wenn Beratung dann besser nicht Accenture
Arbeitsatmosphäre
Es kommt natürlich immer auf das Projekt an, aber im Allgemeinen herrscht viel Druck. Besonders viel Druck besteht, wenn man nicht auf einem Projekt gestafft ist, sondern "auf der Bank sitzt". Dann arbeitet man in der Regel an Akquisethemen die viele Nachtschichten mit sich bringen.
Kommunikation
Typisch amerikanischer Marketingbullshit auf allen Kanälen. Man wird mit zahllosen internen Spam Mails geflutet und in etliche nutzlose Calls reingezogen. Wichtiges erfährt man nur unter der Hand durch das eigene Netzwerk (sofern vorhanden).
Kollegenzusammenhalt
Der Ton ist durchaus kameradschaftlich. Im Endeffekt geht es aber jedem nur im die nächste Beförderung, daher ist sich jeder selbst der nächste. Offene Intrigen sind soweit ich das erlebt habe eher selten. Es läuft vielmehr darauf hinaus, dass jeder versucht, sich in den Mittelpunkt zu drängen um möglichst viel "Visibilty" vor den MDs (Partnern) zu bekommen, die über den nächsten Karrieresprung entscheiden.
Work-Life-Balance
Auf Analyst und Consultant Level hat man vertragsmäßig eine 40h Woche mit Überstundenerfassung. Eigentlich. Zwar sollte jedem der in die Beratung geht klar sein, dass Überstunden die Regel sind, aber das System Accenture verhindert die Überstundenerfassung wenn welche anfallen. Es besteht nämlich immer ein Konflikt zwischen Überstunden und Projektmarge. Zwar sieht der Arbeitsvertrag theoretisch vor, dass man alle geleisteten Stunden erfasst, defacto wird dies aber oft vom Projektmanager untersagt. Man könnte sich jetzt natürlich bei dem Vorgesetzten des Projektmanagers darüber beschweren, darf sich dann aber nicht darüber wundern, wenn man bei der nächsten Beförderungsrunde nicht berücksichtigt wird. Offiziell gibt es eine "no retaliation policy", d.h. niemand der sich über irgendetwas beschwert soll dadurch benachteiligt werden. Es wird auch niemand offen sichtbar benachteiligt, es ist nur einfach so, dass diejenigen die sich nicht beschweren und jegliche Ausbeutung (dazu zählen auch Reisezeit = Freizeit, erwartete Übernahme von "Accenture Hobbies" = unbezahlte Mehrarbeit in der Freizeit) hinnehmen, deutlich höhere Chancen haben befördert zu werden als jemand der sich beschwert.
Vorgesetztenverhalten
Es kommt immer drauf an. Allerdings wird im Allgemeinen viel Druck von der nächsthöheren Ebene an die unteren erzeugt. Druckmittel sind immer die Beförderungen. Der Beförderungsprozess ist, wie schon von vielen anderen Rezensenten erwähnt sehr intransparent (auch wenn ACN sich bemüht das Gegenteil zu behaupten). Es gibt zwar einen Pseudo-Prozess in dem man alle "Achievements" eines Jahres festhält, im Endeffekt werden aber diejenigen befördert, die am weitesten oben in der Gunst der MDs stehen. Projekterfolge sind dabei nachrangig, was hier zählt sind interne Zusatzaufgaben (Accenture Hobbies) die man in seiner Freizeit übernimmt oder schlichtweg der Nasenfaktor.
Interessante Aufgaben
Ist immer Projektabhängig. Dazu kommen aber immer noch interne Aufgaben, die oft langweilig und/oder vollkommen sinnlos sind: Call-Serien und anderen internen Marketing-Quatsch organisieren etc.
Gleichberechtigung
Am besten ist man rollstuhlfahrender Transgender mit Migrationshintergrund, dann klappt es auch ohne fachliche Eignung mit der Beförderung und man hat auch noch das Glück, bei jeder Gelegenheit als Testimonial intern bewerben zu können, wie divers Accenture ist. Die entsprechenden Quoten sind dabei weitere KPIs die einfach nur stumpf erfüllt werden.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt eigentlich kaum Ältere.
Arbeitsbedingungen
Es herrscht auf der einen Seite viel Zeitruck und Stress. Auf der anderen Seite ist das System Accenture unheimlich schwerfällig und bürokratisch. Es gibt unendlich viele schlecht durchdachte und langwierige Prozesse. Die internen Supportfunktionen (IT-Support etc.) sind alle nach Indien ausgelagert. Dort sitzen dann Mitarbeiter die genau das können was ihnen ihr Flowchart vorgibt, mehr nicht. In der Regel hat man seine Probleme schneller und besser selbst gelöst als es dort zu versuchen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Mehr Schein als sein. Die Firma gibt sich zumindest viel Mühe einen guten Eindruck zu erwecken, letzenendes ist das alles aber nur Teil der Marketingmaschinerie.
Gehalt/Sozialleistungen
Viel Arbeit für wenig Geld, insbesondere wenn man die unbezahlten Reisestunden berücksichtigt. Accenture lebt davon, junge Absolventen in schlechter Verhandlungsposition mit niedrigen Gehätern abzuspeisen.
Image
Der Name schadet nicht im CV wenn man weiter im IT Bereich arbeiten will. Ich sehe Accenture hier vor Capgemini und BearingPoint.
Karriere/Weiterbildung
Karriere ist wie bereits erwähnt abhängig von der Gunst deines MDs. Weiterbildungsangebote gibt es, allerdings sind die internen Trainings allesamt ziemlich oberflächlich und nutzlos. Tatsächliche Weiterbildung erfolgt im Wesentlichen in der Freizeit und nebenbei auf dem Projekt.