Solide - toll für Kunden, solala für Mitarbeiter
Gut am Arbeitgeber finde ich
Spannende Aufgaben und Projekte. I.d.R. motivierte, fähige Mitarbeiter. Junge Mitarbeiter. Junger Spirit.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Insbesondere das im Vergleich zum Markt, extrem geringe Gehalt, diverse Benefits nur an den 3 Hauptstandorten (einen gewählt aufgrund von Anonymitätswunsch, jedoch bei Benefits nur angeklickt, was realistisch (für meinen Standort) und ohne 10 Klauseln machbar ist)
Verbesserungsvorschläge
Die Gehälter haben sich in den letzten Jahrzehnten im Vergleich zu den Lebenshaltungskosten exponentiell ins Negative gesteigert. Dem muss in großen Schritten entgegen gewirkt werden. Die sehr hohen gesparten Kosten aufgrund des nicht-Reisens zu COVID-19-Zeiten müssen in einem bedeutenden Umfang an die Mitarbeiter weitergegeben werden, die u.a. erhöhte Kosten aufgrund von permanentem Home Office haben. Dies kann ab und an eine Tasse o.ä. keines Falls ausgleichen.
Arbeitsatmosphäre
Was Accenture auszeichnet, ist ein relativ familiärer Umgang. In Trainings für Führungskräfte wird animiert auch private und auch negative Ereignisse zu nennen. Auch in anderen Calls wird teilweise dazu animiert Privates preiszugeben. Ab und an gibt es ein lustiges Geschenk, z.B. eine Tasse. Alles in allem eine besondere Atmosphäre, die gefallen kann, aber nicht muss.
Kommunikation
Extrem überdurchschnittlich viele E-Mails und Calls im Vergleich zu anderen Firmen. Nicht erst seit COVID-19. Vorteil davon ist freilich eine gewisse, aber nicht alldurchdringende, Transparenz. Gut sind auch diverse anonyme Umfragen, um die Meinung "vom Volk" zu hören.
Kollegenzusammenhalt
Es ist von Vorteil seine Freunde bei der Firma zu haben. Ellenbogenhaltung ist nicht erwünscht, wird aber dennoch oft genug praktiziert. Genauso gibts auch hier Politik - wie in anderen Firmen auch.
Work-Life-Balance
Es wird damit geworben, dass Arbeitsverträge ja angepasst werden können, z.B. Teilzeit möglich ist. Wenn jedoch extrem unterdurchschnittlich gezahlt wird, fühlt man sich doch genötigt, i.d.R. mindestens 40h zu arbeiten. Wer 40h arbeitet, wird jedoch schief angesehen: Mehrarbeit ist ausdrücklich erwünscht. Spätestens ab dem Manager-Status dürfen Überstunden nicht mehr als Urlaub abgefeiert werden und man darf sie sich auch nicht auszahlen lassen. Arbeitszeiten sind recht flexibel laut Betriebsvereinbarung, jedoch wird erwartet, dass man sich nach Kunden und internationalen Teams richtet, sodass sowohl Calls um 8 Uhr morgens als auch 20 Uhr abends vorkommen können - und das nicht nur für Führungskräfte. Hierdurch bewerte ich die Work-Life-Balance schlechter als bei anderen Unternehmen. PS. Als Beispiel möchte ich erwähnen, dass ein Kollege kürzlich meinte, dass er den virtuellen Sportkurs nicht mitmachen kann, da 20 Uhr einfach zu früh wegen der Arbeit sei. Anderes Beispiel sind diverse Krankheiten von Kollegen, die aus Stress und langem Sitzen resultieren, darunter Darmkrebs (von 2en gehört), Burnout (3x gehört), chronische Rückenbeschwerden (häufig gehört).
Vorgesetztenverhalten
Das kommt immer auf die Person an. Es gibt tolle Führungskräfte, aber eben auch solche, die misstrauen, Micro Management betreiben, die zu wenig Anerkennung trotz exorbitanter Leistung schenken und denen selbst ein schriftliches Feedback bzw. eine Empfehlung oft zu viel ist. Vereinzelt habe ich es auch erlebt, dass Mitarbeiterinnen wegen Führungskräften geweint haben, sich jedoch trotz Möglichkeiten (und regelmäßigen Ethik-Weiterbildungen) nicht getraut haben, das Verhalten zu melden. Ich vermute, das Verhalten mancher Führungskräfte ist auf ihren eigenen Stress zurückzuführen.
Interessante Aufgaben
Das ist der Hauptgrund, warum ich schon lange bei Accenture bin. Die Vielseitigkeit an Aufgaben in dieser riesigen Beratung ist super (spannend). Natürlich wäre das nichts für Leute, die gerne einen entspannten Job und immer denselben machen möchten ...
Gleichberechtigung
Gleichberechtigung ist Ziel, wird jedoch meines Erachtens noch immer nicht gelebt. Ich habe es schon häufiger erlebt, dass Frauen und bestimmte Ethnien sich doppelt und dreifach beweisen müssen und Männer lieber Männer als Frauen befördern. Die Folge ist, dass Frauen allein schon dadurch langsamer aufsteigen und ein deutlich geringeres Gehalt bekommen.
Umgang mit älteren Kollegen
Bei Accenture gibt es kaum Kollegen über 40. Das gefühlte Durchschnittsalter ist 30. Eine Statistik kenne ich allerdings leider nicht. Ältere Kollegen sind in der Regel weiße Männer auf einer hohen Karrierestufe und schon seit Jahrzehnten bei der Firma. Hieran will Accenture jedoch auch arbeiten, was ich gut finde.
Arbeitsbedingungen
Mir persönlich ist keine Firma mit über 10.000 Mitarbeitern bekannt, die von ihren Mitarbeitern so viel verlangt und gleichzeitig so wenig gibt, beispielsweise an Gehalt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Zwar gibt es Möglichkeiten sich zu engagieren, diese werden jedoch meiner Erfahrung nach allesamt in der Freizeit gemacht. Für mich wäre eine Firma sozial, wenn sie selbst etwas gibt, was, wenn überhaupt, selten und in sehr geringem Umfang gemacht wird.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist gut, jedoch nicht marktgerecht. Wenn es nur um das Geld ginge, so hatte ich Angebote für exorbitant (!) höhere Gehälter. Außerdem ist im Gegenzug zu sehen, was man gibt: I.d.R. mindestens ein abgeschlossener Studiengang, umfassende Berufserfahrung vor und während Accenture und permanente, verpflichtende Weiterbildung in allen möglichen Technologien. Dazu die Verpflichtung ggf. zu 100% seiner Arbeitszeit zu reisen, was freilich zu COVID-19-Zeiten nicht so genutzt wird - davor aber gerne. Das Gap zwischen dem, was der Kunde zahlt und dem, was beim Mitarbeiter ankommt, ist riesig. Dies können auch die Benefits bei Weitem (!) nicht ausgleichen.
Image
Großen Firmen ist Accenture meines Erachtens immer ein Begriff und mit einem tollen Image verbunden. Die Firmen schätzen Accenture sehr - zurecht, wir haben wirklich viele fähige Leute. Unerfahrenere Akademiker denken nach wie vor, dass die "big 4" Beratungen, nicht Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, wären und ordnen Accenture nicht den Stellenwert zu, den es auf dem Markt hat.
Karriere/Weiterbildung
Der Weiterbildungspool ist riesig, wird jedoch sehr langsam ausgebaut. Für beliebte Weiterbildungen erhält man oft schon nach Sekunden keinen Platz mehr. Externe Weiterbildungen werden von der Firma selten getragen und wenn dann i.d.R. nur, wenn sie im 3-stelligen Bereich sind. Es gibt häufig verpflichtende Weiterbildungen zu Technologien, die am liebsten in Überstunden gemacht werden sollen, bis man Prüfungen bestanden hat. Karriere ist für verschiedene Fachbereiche sehr unterschiedlich und orientiert sich kaum daran, ob man durchgängig bei einem Kunden gearbeitet hat, der viel für einen gezahlt hat und super zufrieden war. Wer Karriere macht, wird auch oft subjektiv angesehen. (Wer versteht sich mit wem.) Das ist ein großer Punkt, warum viele nach 1-2 Jahren die Firma verlassen.