Hauptsache Kundenverrechenbar
Arbeitsatmosphäre
Hängt stark vom Projekt ab. Auf das Projekt hat man keinen Einfluss.
Da adesso viel Bodyleasing macht, ist man meist als "Externer" in fremden Unternehmen unterwegs.
Man sagt, man hätte flache Hierarchien. Die flache Hierarchie besteht daraus, dass man die Vorgesetzten duzen "darf", worüber man sich zu freuen hat.
Ansonsten entscheiden ganz klassisch die Vorgesetzten, welches Projekt man nehmen und welche Fortbildung man machen muss.
Man wird zwar pro forma gefragt, aber die Antwort hat keinen Einfluss.
Kommunikation
Man kann sich auf Aussagen zu wichtigen Themen wie
der geforderten Reisebereitschaft,
der Art des Projektes,
den Weiterbildungsthemen,
Inhalt von Gehaltsverhandlungsgesprächen
nicht verlassen.
Das Vertrauensverhältnis ist dann irgendwann einfach nicht mehr da.
Kollegenzusammenhalt
Laut Eigenaussage von adesso ist der Kollegenzusammenhalt das Besondere an adesso. Das kann ich nicht bestätigen.
Wenn die Hilfsbereitschaft eine zusätzliche kundenverrechenbare Stunde bedeutet, ist die Hilfsbereitschaft da, ansonsten eher nicht.
Man merkt den Kollegen in Umgang und Ton sehr deutlich den Druck und den Zeitmangel an.
Es ist jetzt nicht so, dass sie komplett unfreundlich wären. Alles in allem entsteht aber der Eindruck, dass jeder für sich versucht, das Beste aus einer schlechten Situation zu machen. Es wird dann untereinander viel gelästert. Das kann auch zusammenschweißen und manche verwechseln das mit echtem Zusammenhalt.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance bezahlt man selbst. Adesso arbeitet mit einem Gehaltsmodell, welches direkt darauf abzielt, so viele KV-Überstunden (KV: kundenverrechenbar) wie möglich aus dem Mitarbeiter zu holen.
Möchte man nur 40 Stunden die Woche arbeiten, geht das wohl auch. Allerdings dann zu einem Gehalt, welches deutlich unter dem Marktwert liegt.
Implizit wird hier die 40-h-Woche als 40-Kundenverrechenbare-h-Woche behandelt. Alles, was nicht kundenverrechenbar ist (Reisezeit, Fortbildung, Zeit, die man nicht im Projekt ist), zählt nicht zu den 40 Stunden.
Man wird von Vorgesetzten direkt darauf angesprochen, dass man die 40 KV-Stunden doch bitte zusätzlich zu Reise- und sonstiger Arbeitszeit buchen soll.
Vorgesetztenverhalten
Unprofessionell.
Man bekommt regelmäßig mit, dass Vorgesetzte untereinander und hinter dem Rücken ihrer Mitarbeiter sehr abwertend über diese sprechen.
Es gab zwar regelmäßige Treffen mit Vorgesetzten. Für solche Gespräche eigentlich völlig normale Themen wie Probleme im Projekt, Projektwechsel, Gehalt sind aber nicht erwünscht. Spricht man sie an, gilt man als "schwierig".
Zusätzliche Aufgaben werden im Befehlston in Mails über den Zaun geworfen. Die hat man dann zu erledigen.
Interessante Aufgaben
Leider nur mit viel Glück. Von interessanten Aufgaben hört man im Übrigen nach der Einstellung auch nichts mehr.
Auf uninteressante bis regelrecht fachfremde Aufgaben im Projekt angesprochen, ist die Aussage mehrerer Führungskräfte durch die Bank und konsistent: "Hauptsache kundenverrechenbar".
Sprich, es ist egal, was du machst und ob du das machen willst oder überhaupt kannst, hauptsache der Kunde bezahlt das.
Gleichberechtigung
Es gibt eine Imagekampagne für mehr Frauen in der IT. Die Ansage war aber von Anfang an, dass man Frauen sucht die nicht rumlästern sondern einfach nur erzählen wie toll adesso ist.
Die Kampagne selbst ist eine Farce. In ihr werden sogar noch gängige Vorurteile a la "Frauen sind ja von Natur aus so kommunikativ" aufgewärmt.
Ansonsten ist die Führungsriege alt, weiß, männlich und benimmt sich entsprechend
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt viel zu wenig erfahrene Mitarbeiter. Wenige bleiben hier lange. Das ist auch für die Unerfahrenen ein Problem.
Sie lernen im Zweifelsfall falsche Praktiken, weil sie von Kollegen lernen müssen, die kaum mehr Wissen haben als sie selbst, falls überhaupt jemand Zeit hat, sich um sie zu kümmern.
In meinem Team sind 5 erfahrene Entwickler gegangen. Sie wurden durch 5 Studenten/Praktikanten ersetzt. Es ist auch keinerlei Bewußtsein dafür erkennbar, dass das ein Problem ist.
Man ernennt einfach Leute mit 3 Jahren Berufserfahrung zum Senior Software Developer, dann sieht das zumindest für den Kunden/die Statistik gut aus.
Dass es unerfahrenen Entwicklern schwer fallen wird, Aufgaben zu übernehmen, für die man vorher jemanden mit 15 Jahren Erfahrung eingesetzt hätte, hält man dann hier für das persönliche Problem des jeweiligen Entwicklers.
Arbeitsbedingungen
Hängt vom Kunden ab. In den Geschäftsstellen Großraumbüroatmosphäre. Zeitarbeit mit modernem Anstrich. HomeOffice vom Management nicht erwünscht!
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Nicht vorhanden. Mitarbeiter fliegen zu Labermeetings jede Woche quer durch Deutschland.
Gehalt/Sozialleistungen
Liegt deutlich unter dem, was der Markt zur Zeit bereit ist, zu bezahlen. Es wird mit Bonusmodellen gearbeitet, die kaum oder nur mit Glück zu erreichende Ziele vorgeben.
Auch hier ist die Kommunikation extrem unehrlich. Da man keinen Einfluss auf den Projekteinsatz hat, hat man eben auch keinen Einfluß auf die Erreichung des Bonus.
Zudem wird vorgegaukelt, dass ein Bonus von 20% möglich wäre. Unter den günstigsten Bedingungen sind vielleicht 10% drin, es sei denn man macht massiv Überstunden.
Image
Sehr viel mehr Schein als Sein. Es fällt sehr auf, wie stark und offensiv adesso am guten Image arbeitet, ohne dann aber hinter dem Image die Substanz entwickeln zu wollen. Das wirkt extrem unehrlich.
Karriere/Weiterbildung
Wer gerne schnell Führungskraft sein möchte, kann das hier wohl werden. Die Firma wächst stark, also ist Bedarf da.
Weiterbildung macht man hier in seiner Freizeit. Es gibt einen großen, glänzenden, internen Schulungskatalog. Die Schulungen werden von mal mehr, mal weniger motivierten Mitarbeitern gehalten, entsprechend ist dann das Niveau.
Mehrtägige Schulungen sind am Wochenende. Präsenzschulungen in Dortmund sind der Standard, das heißt dass man im Zweifelsfall je nach Standort für einen Tag Schulung zwei Tage durch ganz Deutschland fährt, in seiner Freizeit natürlich.
Eine konsistente Karriereentwicklung ist hier nicht möglich. Eingesetzt wird man hier unabhängig von Können und Interessen da, wo gerade jemand gebraucht wird.