Gute Sozialleistungen und gutes Gehalt, aber intern nicht so toll, wie es nach außen dargestellt wird.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das "neue" Zusammenarbeitsmodell mit der Trennung von diziplinarischer und fachlicher Führung (unklare Zuständigkeiten), die Einführung von "Squads und Chaptern" (Verantwortungsverlagerung ohne Gehaltskompensation) und die "agile Arbeit" (wird weder im gesamten Unternehmen gelebt, noch werden einheitliche Tools und Prozesse hierfür genutzt), haben das Unternehmen in meinen Augen von der täglichen Arbeit her wesentlich unattraktiver und anstrengender gemacht. Es gibt Performance Gespräche mit unrealistischen Rahmenbedingungen für Gehaltsentwicklung, die aber von unterschiedlichen "People Leads" unterschiedlich ausgelegt werden. Durch das neue "agile Portfoliomanagement" kann es sein, dass laufenden Projekten spontan das Budget gestrichen wird, weil es gerade für höher priorisierte Themen benötigt wird (firmenweit).
Arbeitsatmosphäre
Da jedes Service- und Geschäftsfeld und auch die einzelnen Tribes unterschiedlich arbeiten, ist die Arbeitsatmosphäre in einigen Bereichen der Firma sehr gut, in anderen sehr schlecht.
Kommunikation
In der Regel läuft die Kommunikation sehr gut, auf allen Ebene der Hierarchie und über viele Themen hinweg. In Teilen wird schon zu viel kommuniziert, so dass man wieder mehr Zeit aufwenden muss, um die relevanten Informationen herauszufiltern.
Kollegenzusammenhalt
Generell können Mitarbeitende im Kolleg/innen-Umfeld tun und lassen was sie möchten, ohne irgendwelche ernsthaften Konsequenzen.
Work-Life-Balance
Generell kann man die privaten Termine und Herausforderungen mit den Arbeitszeiten gut abstimmen. Der Arbeitszeitrahmen von 6 - 22 Uhr ermöglicht viel Spielraum. Urlaub nehmen ist selten ein Problem. Sabbaticals sind möglich. Es wird Unterstützung bei der Ferienbetreuung für Kinder angeboten.
Vorgesetztenverhalten
Vorgesetzte teilweise überheblich gegenüber Meinungen von Mitarbeitenden. Mitarbeitende werden häufig erst in Themen eingebunden, wenn Vorentscheidungen schon getroffen wurden (oder der Vorgesetzte gefühlt selber keine Lust mehr auf ein Thema hat). Verantwortungsverlagerung auf die Squadowner und Chapterguides (ohne Gehaltsausgleich für die fachliche Führungsverantwortung). Themen, bei denen es um die Zielvereinbarungen von Leads und deren Tantiemen geht haben immer Vorrang vor allem anderen.
Interessante Aufgaben
Man kann selten mitentscheiden, welche Themen man angehen möchte und welche nicht. Dies wird in der Regel TopDown über die Ziele der Service- und Geschäftsfelder, sowie der Tribes vorgegeben. Wer viel zu tun hat, hat kaum Chancen, interessante, neue Themen zu übernehmen. Die Weiterentwicklung in neue Aufgaben wird nicht von den People Leads aktiv gefördert.
Gleichberechtigung
Generell sind Frauen in allen Positionen im Unternehmen zu finden, im Vorstand, als Service- und Geschäftsfeld Leads, als Tribeleads und People Leads und auch als Experts und Project Mananager. Das Gehalts ist ebenfalls identisch mit dem Gehalt der männlichen Kollegen.
Umgang mit älteren Kollegen
Es werden auch ältere Menschen eingestellt (55+). "Langgediente" Mitarbeitende werden geschätzt (wenn sie mit viel Elan und viel Engagement die extrem zahlreichen Veränderungen in der Firma mitmachen). Gefördert werden ältere Mitarbeitende selten. Hier wird der Fokus ganz klar auf jüngere Mitarbeitende (zwischen 25-35) gesetzt und die Budgets dort investiert.
Arbeitsbedingungen
Fast alle Gebäude wurden (Kern-)saniert und auf Basis der New Work Idee umgestaltet mit viele "Agile Spaces", Sitzecken, Kreativecken, etc. Es gibt keine festen Arbeitsplätze mehr in der Firma, stattdessen muss man sich hier einen Arbeitsplatz "buchen", an dem man für den entsprechenden Tag sitzt. Mobiles Arbeiten und hybrides Arbeiten im Team ist möglich. Hier sind alle technischen Möglichkeiten vorhanden.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehälter sind gut (natürlich nicht vergleichbar in der Höhe, mit der Metall oder Chemiebranche). Es gibt Tariferhöhungen, idR. unter Inflationsniveau. Es gibt einen undurchsichtigen Performance-Prozess (jeder People Lead setzt seine eigenen Maßstäbe, wann Aufgaben übererfüllt sind) für aussertarifliche Gehaltserhöhungen. Es gibt ein Wertguthabenkonto und ein Corporate Benefits Portal (mit einem eigenen "Benefits-Budget", welches jedem Mitarbeitenden zusätzlich zum Gehalt zusteht). Es gibt firmenseitige Unterstützung im Bereich Familie, Gesundheit, Sucht (oder sonstigen persönlichen Herausforderungen innerhalb und ausserhalb der Firma).
Image
Nach außen hin wird da mehr "Innovation", Leistung und Ambition verkauft, als intern gelebt/vorangetrieben wird. Die zahlreichen, aufwendigen Videos zu allen möglichen Themen sind toll, spiegeln aber nicht wieder, wie die Firma intern funktioniert (sehr klassisches "overpromise und underdeliver".
Karriere/Weiterbildung
Ich kenne zwar eine Folie, auf der ich meine "Karriereperspektive" oder Karrieremöglichkeiten/-entwicklungen ablesen kann, aber mir kann niemand konkret sagen, wie ich von A nach B komme, was ich besser/anders machen muss oder welche Seminar/Fortbildungen ich hierfür besuchen muss/kann/darf. Statt Mitarbeitende zu entwickeln, werden zahlreiche neue Mitarbeitende eingestellt, sobald es ein neues Tätigkeitsfeld gibt. Somit ist sichergestellt, dass das "alte" Geschäft nahtlos weitergeht, weil man für das neue Thema jemanden eingestellt hat, der schon umfangreiche Erfahrung in dem Thema hat. Für die Karriere ist es definitiv notwendig, an Themen zu arbeiten, die für den Service- und Geschäftsfeldlead wichtig sind (Prestige oder Tantiemen). Wenn es jemandem gelingt so ein Thema einmal im Berufsleben zu ergattern, dann ist ein großer Karrieresprung so gut wie sicher. In den anderen Fällen arbeitet man jahrelang ungesehen vor sich hin und bekommt den Stempel "Der richtige Mensch für den richtigen Job".