Leider wenig Licht, viel Schatten
Gut am Arbeitgeber finde ich
Als Berufseinstieg war und ist die Firma meines Erachtens gut. Aber man sollte rechtzeitig den Absprung wagen. Und die Work-Life-Balance ist fair.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
siehe oben
Verbesserungsvorschläge
Definitiv sollte sich mehr um die Mitarbeiter gekümmert werden. Chaotische Prozesse und Technologieschulden müssten weg. Mehr Transparenz müsste wirklich gewollt werden und in echter Kommunikation münden. Ansonsten wandern immer weiter Mitarbeiter und KnowHow ab.
Arbeitsatmosphäre
In den vielen Jahren im Unternehmen wurde die Atmosphäre über die Jahre immer schlechter. Grob lässt sich das mit dem letzten Verkauf der Firma an einen US-Konzern begründen sowie mit dem Ausscheiden und der Nicht-Nachbesetzung der CEO-Position. Zwar gibt es trotzdem eine (für ein mittelständisches Unternehmen) recht große Hierarchie mit Geschäftsführung, Director, Heads, stellv. Heads und Teamleitern, aber die Verzahnung mit dem Mutterkonzern ist inzwischen recht deutlich, die Zuständigkeiten sind oft unklar sowie die Ansagen der Vorgesetzten in punkto Unternehmensstrategie sehr schwammig. Einziges konkretes Ziel: Die nächsten Quartals- und Jahreszahlen müssen stimmen, möglichst mehr Wachstum erarbeitet werden. Alles andere muss sich unterordnen.
Innerhalb der Teams ist die Atmosphäre teamabhängig mal besser, mal mauer, aber insgesamt eher unterdurchschnittlich. Zusätzliche Herausforderung für die Mitarbeiter ist die recht chaotisch anmutende Transformation in vielen Teams hin zu agilem Arbeiten, auch wenn das nicht immer sinnvoll ist.
Kommunikation
Top-Down ist die Kommunikation eher unterdurchschnittlich. Häufig waren Informationen schon viermal über den Flurfunk bis vielleicht etwas durch die Geschäftsführung herausgegeben wurde.
Ansonsten ist die Fluktuation an Mitarbeitern extrem hoch und die sporadischen Übergaben führen zu Wissensverlust von 70-80%, weswegen das KnowHow in der Firma allgemein immer weiter sinkt. Informationen muss man sich daher entweder von den wenigen Wissensträgern in der Firma mühsam ranholen oder sich in Themen eingraben. Das viele Nicht-Wissen führt auch zu Problemen und Mißverständnissen in der Kommunikation.
Kollegenzusammenhalt
Je nach Team mal besser, mal schlechter und innerhalb der Teams besser als teamübergreifend.
Bemerkenswert ist allerdings, dass die Gründung eines Betriebsrats vor ca. zwei Jahren gescheitert ist. Die gründungswilligen Mitarbeiter blieben anonym, und die vertretende Gewerkschaft konnte die Notwendigkeit für einen Betriebsrat nicht anständig rüberbringen. Zudem machten Geschäftsführung, HR und die Head-Ebene ordentlich Stimmung gegen einen Betriebsrat. Danach wurde ein informeller Kreis eingerichtet, der sich irgendwie für alle Mitarbeiter einsetzen und um Probleme kümmern soll.
Ansonsten gibt es häufiger mal After-Work-Events, die für Zusammenhalt sorgen.
Work-Life-Balance
Absolut in Ordnung und eine der wenigen Positiva. Entgegen anderen Firmen wird hier nicht unbedingt erwartet Überstunden zu machen. Allerdings ist die Stimmung eher mau, so dass mitunter wohl damit gerechnet werden muss, dass der Frust bei manchen Mitarbeitern mit ins Privatleben wandert.
Vorgesetztenverhalten
Insgesamt wirken Geschäftsführung und Heads eher verschlossen und als eine Gruppe für sich. Es ist aber nicht alles schlecht. Es gibt schon Vorgesetzte, die sich für die eigenen Mitarbeiter im Team einsetzen.
Interessante Aufgaben
In den letzten Jahren war echter innovativer Drive nicht mehr spürbar, es wurde sehr viel Arbeit nach Schema F erledigt oder man erlebte oder hörte von stupider Klickarbeit. Natürlich waren dann und wann interessante Projekte dabei, aber fehlende Informationen, nur mühsam zu erreichende gemeinsame Nenner, Technologieschulden und umständliche Prozesse machten das Leben nicht gerade einfacher.
Gleichberechtigung
Es gibt und gab weibliche Heads, allerdings deutlich in der Unterzahl. Das Unternehmen bildet nach eigenem Eindruck wohl den allgemeinen Stand in Deutschland ab, ohne nennenswert Vorreiter oder schlechter zu sein als der Rest. Soll heißen: Frauen werden nicht explizit gefördert, und mich würde nicht überraschen, wenn die Gehälter im Schnitt unter denen des männlichen Personals liegen.
Umgang mit älteren Kollegen
Für große Jubiläen gibt es kleine Prämien, ansonsten wird wenig getan, um Mitarbeiter wirklich zu halten.
Arbeitsbedingungen
Die Räume sind mitunter sehr eng belegt, allerdings hat man das wohl erkannt und suchte bei meinem Abschied nach neuen Räumen. Skurrilerweise gibt es ausgehend von der Geschäftsführung für manche Teams ein Home-Office-Verbot, was für mehr Entspannung bei der Raumfrage sorgen könnte. Das Arbeitsgerät ist ansonsten okay und die Räume sind sauber und wurden wohl das letzte Mal vor fünf Jahren renoviert.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es gab mal einen Aushang, dass man privat darauf achten solle weniger zu fliegen... Ansonsten gibt es immerhin jährliche Unterstützungs-Events für einen gemeinnützigen Verein. Und Mülltrennung.
Gehalt/Sozialleistungen
Beim Blick auf die eigene Person war das Gehalt eher unterdurchschnittlich. Und der gefühlte Eindruck war, dass man im Unternehmensdurchschnitt als Mitarbeiter im Vertrieb eher mehr in der Tasche hatte als als Mitarbeiter in anderen Abteilungen.
Sozialleistungen wirken darüber hinaus eher so "Müssen wir wirklich"? Es gibt nur einen Miniaturzuschuss z.B. beim Erwerb einer ProfiCard des HVV. Betriebliche Altersvorsorge existiert. Das war es glaube ich.
Karriere/Weiterbildung
In den meisten Fällen steigt man nur über das persönliche Gespräch auf oder in den raren Fällen, wenn eine Person aus der Führungsebene das Unternehmen verlässt. Karriere lässt sich in der Firma eher weniger anstreben.