Zu viele Kapitäne, zu wenig Wertschätzung für Profis im "Maschinenraum"
Gut am Arbeitgeber finde ich
Im Großen und Ganzen in einem sinnvollen Arbeitsfeld tätig sein zu können: Menschen beim Lernen und Lehren unterstützen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Sie oben. In Summe die behindernde Wirkung von Fehlentscheidungen und mangelnder Gleichberechtigung.
Verbesserungsvorschläge
Das eigene Marketing tatsächlich umsetzen: Potenziale entfalten!
(Wieder) ein echtes Bildungsunternehmen werden. Statt einer selbstgerechten männlichen, abgehobenen Manager- und Juristenkultur:
- Didaktisches Qualitätsbewusstsein und -engagement, Sinn für die Schulrealität und die Bedürfnisse von Lehrenden und Lernenden.
- Echte Gleichberechtigung: Mindestens drei gute Frauen in die Geschäftsführung. Mindestens echte 50% weibliche Führungskräfte (nicht nur schöngerechnet von der Unternehmenskommunikation)
- Unternehmerisch sinnvolle Entscheidungen im Sinne guter Produkte und Services (statt juristisch getriebener Fehlinvestitionen).
- Digitale Entwicklungen mit didaktischem Mehrwert: also tatsächlich gemeinsam mit den Fachabteilungen.
Arbeitsatmosphäre
Innerhalb der Macher-Abteilungen (Redaktionen = Forschung und Entwicklung) ist die Atmosphäre noch gut, geprägt von einer Kultur unter Menschen, die bewusst in der Bildungsbranche arbeiten, oftmals selbst ausgebildete Lehrer*innen sind.
Definitiv hinderlich ist die organisatorische und mentale Abtrennung der sog. "Digitalen Geschäfte", die nach eigenen Roadmaps arbeiten, statt direkt in die didaktischen Produkt- und Serviceentwicklungen from scratch eingebunden zu sein.
Die Kooperation mit den Support-Abteilungen (Lizenzen und Rechte, Support Archiv- und Produktionssysteme, Finanzbuchhaltung) kann auf persönlicher Ebene mit vernünftigen Kolleg*innen gut sein. Zunehmend allerdings wird sie durch Hyperregulierung/ Bürokratisierung und ein übermächtiges Sicherheitsbedürfnis (Stichwort "komplette Rechtssicherheit") beeinträchtigt.
Die Geschäftsführung besteht aus fünf mittelalten weißen Männern, keiner davon aus der Bildungsbranche oder eine Verlegerpersönlichkeit. Digitale Entwicklungen gelten per se als toll, aber es fehlt Verständnis und wirkliche Wertschätzung für die hohe Kunst der (fach-)didaktischen, zeitgemäßen, lehrplangerechten Entwicklung von Bildungsmedien.
Kommunikation
Sehr hierarchisch, z.T. intransparent. PR wird auch nach innen großgeschrieben, aber das kommt eher als unprofessionelle und unglaubwürdige Hurra-Mentalität bei den Mitarbeitenden an. Die selbstgefälligen Geschäftsführungsverlautbarungen rezipiert man mit der Kneifzange.
Kollegenzusammenhalt
In den edukativ geprägten Abteilungen hoch. Abteilungsübergreifend subobtimal durch die Unkultur der Bürokratisierung.
Work-Life-Balance
Phasenweise sehr hoher Termindruck durch Erscheinungstermine. Ausgleichbar durch Homeoffice-Phasen. Häufigere Wochenendarbeit durch Konferenzen mit Herausgeber-/Autor*innenteams, aber OK, da hier ein kreativer Spirit herrscht.
Vorgesetztenverhalten
In den edukativ geprägten Abteilungen tendenziell gut, sofern die Gruppen- und Teamleitungen selbst noch etwas von didaktischer Arbeit verstehen und an ihren Mitarbeiter*innen interessiert sind. Die Ebenen darüber agieren zunehmend in einer abgeschlossenen, völlig unselbstkritischen Blase. Konstruktive Kritik "von unten" wird abgebügelt.
Interessante Aufgaben
Potenziell auf jeden Fall, wenn man sein/e Fach/Fächer genau wie das Ideal der Bildung und Potenzialentfaltung von Menschen liebt und umsetzen will.
In der Alltagsrealität häufig bitter gehemmt und überlagert durch Hyperbürokratisierung. Hochqualifizierte Fachdidaktiker*innen müssen zu viel Zeit und Energie auf Sachbearbeitertätigkeiten verschwenden, v.a. im Zusammenhang mit lizenzrechtlichen und systemisch-technischen Details.
Gleichberechtigung
Gehaltsnachteile für Frauen; eklatant weniger Aufstiegschancen. "Buddy"-geprägter Führungsstil.
Umgang mit älteren Kollegen
Die Geschäftsführung möchte dem Unternehmen am liebsten eine komplette Startup-Kultur verpassen. Am liebsten sind den Herren junge, schnell begeisterungsfähige und möglichst billige Arbeitskräfte. Reflektiertere und erfahrene Player mit fundiertem Selbstbewusstsein stören eher.
Arbeitsbedingungen
Basal in Ordnung. IT-Ausstattung OK. Leider zunehmende Verwahrlosung der Gebäude, z.B. der sanitären Anlagen und Gemeinschaftsküchen. Die Reinigungsdienste werden vermutlich so schlecht bezahlt, dass die Büros nur unzureichend gepflegt sind. Man muss sich selbst kümmern, wenn man an einem wirklich sauberen Tisch arbeiten möchte.
Karriere/Weiterbildung
Es wird häufig intern "gekungelt" bei der Vergabe von Führungspositionen, das trifft sich mit dem o.g. Buddy-Führungsstil, was häufiger in männlichen Führungskräften resultiert. HR passt sich dem an.
HR-organisierte Weiterbildungen sind meist nur technisch-systemische Qualifikationen zum Aufbau von Bedienkompetenz. Substanzielle fachlich-didaktische Qualifikationen organisieren wichtige Fachabteilungen selbst. Das Zeitbudget für die individuelle Weiterbildung, z.B. auch Hospitationen in Schulen, wird empfindlich beschnitten durch erzwungene bürokratische Zeitfresser.