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Bewertung

Eine wirkliche Genossenschaft nur noch auf dem Papier

2,8
Nicht empfohlen
Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung im Bereich Finanzen / Controlling bei Datev in Nürnberg gearbeitet.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

... vorhandenes Know-how/Potenzial der Mitarbeiter wird nicht genutzt, Personal wird immer mehr nur negativ als Kostenfaktor gesehen und nicht positiv als ein möglicher Wettbewerbsvorteil mit großem Potenzial

Verbesserungsvorschläge

... insbesondere die langjährigen Mitarbeiter sollten mehr eingebunden werden (sonst machen immer mehr nur Dienst nach Vorschrift)

Arbeitsatmosphäre

... agiert intern immer mehr wie eine Kapitalgesellschaft, wo es geht versucht die Geschäftsleitung Betriebsvereinbarungen auszuhebeln

Kommunikation

... u.a. werden viele (interne) Entscheidungen erst dann kommuniziert, wenn daran (so gut wie) nichts mehr geändert werden kann,

Kollegenzusammenhalt

... teils teils, über Bereichsgrenzen hinweg schlecht bis max. in Ordnung, selbst innerhalb des eigenen Bereichs oftmals schlecht - viele schauen nur noch auf sich, und das Verhalten wird von oben wenn nicht gefördert zumindest toleriert (da nicht sanktioniert)

Work-Life-Balance

... noch als gut einzustufen, Frage ist nur wie lange noch

Vorgesetztenverhalten

... Absicherung nach oben ist das A und O, nur wenige zeigen wirklich Rückgrat

Interessante Aufgaben

... ?

Gleichberechtigung

... ok

Umgang mit älteren Kollegen

... werden oft nur noch als Kostenfaktor angesehen (hohes Gehalt, weniger belastbar, öfters krank, ...), Erfahrung zählt immer weniger

Arbeitsbedingungen

... auch das passt noch

Umwelt-/Sozialbewusstsein

... im Schnitt ok, Umweltbewusstsein mit steigender Tendenz, Sozialbewusstsein mit fallender Tendenz

Gehalt/Sozialleistungen

... Gehaltstabelle nicht wirklich konkurrenzfähig am Markt, Sozialleistungen werden/wurden peu a peu abgebaut, hier ein bisschen, dort ein bisschen -> der Trend zeigt ganz klar nach unten

Image

... Früher war man stolz hier zu arbeiten und hat die Firma empfohlen, heute gilt das nur noch sehr eingeschränkt

Karriere/Weiterbildung

... mit entsprechenden Mentoren (Vitamin B) sind steile Karrieren machbar, der Rest muss schauen wo er bleibt; Weiterbildungsangebot ist (noch) gut

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Arbeitgeber-Kommentar

Stefan Scheller, Arbeitgeberkommunikation
Stefan SchellerArbeitgeberkommunikation

Liebe Bewerterin,
lieber Bewerter,

vielen Dank für Ihr Feedback und die Zeit, die Sie sich hierfür genommen haben.
Auch wenn heute mein letzter Homeoffice-Tag vor dem Weihnachtsurlaub ist, antworte ich Ihnen natürlich gerne ausführlich auf Ihr Feedback.

Eine nahezu mustergültige Bewertung in Phasen eines großen Changes (um das Buzzword „digitale Transformation“ zu vermeiden), haben Sie hier abgegeben. DATEV durchläuft gerade die größte und auch radikalste Umorganisation ihrer Geschichte. Das lässt sich vermutlich ohne Übertreibung so definieren. Ein Blick auf die Gründe dafür zeigt: So weitermachen wie bisher ist keine Option. Denn sie führt unweigerlich dazu, dass das gesamte Geschäftsmodell aufgrund zu unflexibler Strukturen und Prozesse, dem deutlich agileren Marktumfeld heute und in den kommenden Jahren nicht mehr gewachsen wäre. Daher handeln wir jetzt.

Und mit WIR meine ich die gesamte Organisation (nicht nur die Geschäftsleitung oder das Top-Management). Es sind alle gefordert. Und ja, gefordert sein bringt auch den einen oder anderen Schmerz mit sich. – Aber das ist bei Veränderungen dieser Größenordnung mehr als normal.

Für alle, die nicht so tief in der Materie stecken: Worum geht es konkret?

DATEV durchläuft gerade eine große Umorganisation und Neuaufstellung. Ziel dabei ist u.a. das Überwinden von Ablaufhemmnissen aufgrund bestehender Bereichs-Silos. Stattdessen wird die Organisation horizontal an der Wertschöpfungskette orientiert aufgestellt, um schneller, besser und abgestimmt Ergebnisse für unsere Kunden liefern zu können. Auch sollen Entscheidungen dorthin verlagert werden, wo die größte Sachkompetenz dafür vorhanden ist (nicht mehr in Top-Management-Entscheidungsboards), sondern nah am Kunden bei den jeweiligen Mitarbeitern und Teams.

Insofern gehe ich mit Ihrer Überschrift überhaupt nicht konform. Denn es geht umgekehrt genau darum: (Wieder) mehr und schneller Kunden-Mehrwert zu liefern.

Das „Agieren wie eine Kapitalgesellschaft“ machen Sie fest am Thema Betriebsvereinbarungen. In der Tat sind solche erst einmal vergleichsweise starren Regelungen (oftmals sind die Ergebnisse in der Betriebspartnerschaft recht zäh erarbeitet) für eine stärkere Flexibilisierung nicht unbedingt förderlich. Aus diesem Grund haben Geschäftsleitung und Betriebsrat (im gemeinsamen Erkennen der Notwendigkeit!), eine iterative Betriebsvereinbarung geschlossen, die deutlich flexibler ist und den Change sinnvoller begleiten und unterstützen kann.

Ob das alles damit optimal gelöst ist? Sicher nicht. Aber genau darum geht es ja: Flexibilisieren heißt auch ausprobieren. Messen. Neu anpassen. Wer glaubt es aufgrund von Glaskugel-Leserei besser zu wissen oder zu können, ist herzlich zum offenen Diskurs in einem der zahlreichen Dialog-Formate wie den DATEV DigiCamps eingeladen sich zu beteiligen und hierarchiefrei zu diskutieren. Wer stattdessen die „Dienst-nach-Vorschrift“-Karte zieht, hat seine Chance auf Mitgestaltung vorschnell vertan.

Was das Thema „Leistungseinschränkungen“ angeht, fehlen mir hier die konkreten Beispiele, anhand derer Sie das festmachen. Fakt ist aber auch: Selbst eine Genossenschaft muss wirtschaftlich Handeln. Investments (und solche haben wir zahlreiche getätigt oder noch vor der Brust) müssen getätigt und die dafür notwendigen Finanzmittel einerseits verdient und andererseits im Sinne von Kosten auch teilweise angespart werden. – Aber hier dürften Sie mit Blick auf Ihren Tätigkeitsbereich eigentlich deutlich näher dran sein als ich.

Trotzdem möchte ich betonen, dass die Argumentation „Früher war mehr Lametta“ wenig hilfreich ist. Auch verkennt sie, dass auf einem SEHR hohen Level kritisiert wird. Ich empfehle hier gerne einen intensiven Blick auf den Markt (Stichwort beispielsweise „Stellenabbau“, um nur eines zu nennen).

Hinsichtlich des Themas Karriere muss ich Ihnen allerdings teilweise Recht geben: Hier herrscht in der Tat Optimierungsbedarf. Dabei bin ich selbst intern einer der größten Kritiker des aktuellen (Vorauswahl)Verfahrens und freue mich daher, dass just in dieser Woche ein dreitägiger Design Thinking Workshop der Verantwortlichen zusammen mit Stakeholdern im Unternehmen stattgefunden hat, um das Thema neu zu denken.

Was die „Einbindung langjähriger Mitarbeiter“ angeht, so besteht derzeit tatsächlich die Gefahr, dass alleine die „wir machen ALLES neu“-Fraktion zu sehr wertgeschätzt wird. Die Herausforderung wird darin bestehen, die Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen kommunikativ und inhaltlich zu erreichen und für ein gemeinsames Gestalten des Change-Prozesses (der vermutlich eher eine dauerhafte Veränderung sein wir) zu motivieren.

Die Tendenz, dass Mitarbeiter nur noch als Kostenfaktor gesehen werden, kann ich nicht erkennen. Umgekehrt muss man aber ehrlicherweise auch festhalten: Die Personalkosten SIND einer der bedeutendsten Kostenfaktoren in einem Unternehmen wie der DATEV, wo es vorwiegend um Wissensarbeit geht. Insofern kommt eine aktive Steuerung der Personalkosten immer auch dem wirtschaftlichen Gesamtwohl (und damit der Arbeitsplatzsicherheit aller Beschäftigten) zu Gute. Zumal dies nicht zwangsläufig etwas mit „weniger sozial“ zu tun haben muss. Es hilft -wie so oft- das Ganze zu sehen.

Ihre Bewertung habe ich in Summe eher als eine Art wohlwollende, aber dringende Warnung eingestuft. Immerhin fanden Sie im Grunde positive Worte und garnierten diese mit dem Begriff „noch“.

Insofern ist Ihre Botschaft gut angekommen und ich hoffe gleichermaßen, dass auch ich mich verständlich ausdrücken konnte. Lassen Sie uns gerne weiter (z.B. via Social Intranet) oder einem der oben beschriebenen Dialog-Veranstaltungen im Austausch bleiben. Der Change ist zu wichtig, um Einzelne hier zu verlieren.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen trotzdem erst einmal erholsame Weihnachtstage und einen gelungenen Start in 2020.

Herzliche Grüße

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