Deutsche Post, Neumarkt i.d.Opf.: Fühlen Sie sich wie ein Paket - verladen.
Gut am Arbeitgeber finde ich
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Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Der Arbeitgeber nutzt die oft nachteilige Lebensituation vieler Arbeitnehmer zum eigenen Vorteil aus. Der Arbeitgeber weiß um die Kündigungsangst seiner Mitarbeiter und gebraucht diese Furcht als verschwiegenes Druckmittel zur Arbeitssteigerung. Im Zuge dessen bürdet er den Angestellten im Bereich der Zustellung ein Arbeitspensum auf, das in der vorgegebenen Zeit nicht absolvierbar ist. Die Zustellbezirke sind zu groß und an einem Tag kaum zu bestellen.
Darüber hinaus sind die bereitgestellten Arbeitsräume ungepflegt und die verfügbaren Fahrzeuge weisen arbeitseinschränkende Mängel auf. Das Einzige, das in diesem Kontext zufriedenstellend wirkt, ist, daß der Konzern mit dieser Firmenpolitik am eigenen Image zündelt.
Verbesserungsvorschläge
Der Arbeitgeber sollte berückichtigen, daß Zusteller die Quintessenz des Unternehmens sind, sie als Menschen achten und nicht wie ersetzbares Inventar behandeln. Z.B. ist jedem führenden Angestellten bewußt, daß das Paketaufkommen gegenwärtig bzw. coronabedingt sehr hoch und dessen Auslieferung, eingedenk des Personalmangels, kaum zu bewerkstelligen ist. Dennoch nimmt die Post obendrein Werbesendungsaufträge an und erwartet von ihren Angestellten, daß sie diese Aufträge zusätzlich, neben dem außerordentlich gesteigerten Paketaufkommen, bewältigen. Gewinnmaximierung auf Kosten der Mitarbeiter. Dieses Vorgehen wirkt etwas gewissenlos und läßt die Geringschätzung des Arbeitgebers gegenüber den Zusteller erkennen. Jedem, der den Gedanken hegt, sich bei der Deutschen Post / DHL Group als Zusteller zu bewerben, empfehle ich, es sich anders zu überlegen. Stellt Euch selbst die Frage, warum auf vielen Postautos und Postbriefkästen steht: Job gesucht? Die Antwort ist einfach: Weil die Post bzw. die DHL schwerlich Arbeitskräfte findet, weil dort keiner freiwillig arbeiten will. Laßt Euch in dieser Hinsicht auch nicht von dem scheinbar hohen Stundenlohn blenden. Ihr seid mehr wert.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist abweisend. Die Kollegen erwecken zwar einen sympathischen Eindruck und zeigen sich hilfsbereit, jedoch hegen die meisten
Brief- & Paketboten der Filiale eine Stimmung zwischen Frustration, Galgenhumor und c´ est la vie. Jeder ist genervt und alle am Limit.
Kommunikation
Kommunikation ist aufgrund der hohen Arbeitsbelastung nur sehr eingeschränkt möglich. Sowohl die Teamleiterin, als auch der Teamleiter arbeiten selbst als Zusteller und sind infolge nur sporadisch und sehr eingeschränkt ansprechbar.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt unter den Kollegen folgt dem Motto: "Not schweißt zusammen." Die meisten Zusteller würden gerne kündigen. Doch davor steht die Angst vor der Arbeitslosigkeit.
Work-Life-Balance
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben ist nicht möglich. Denn nach Beendigung der sehr anstrengenden und langen Arbeitstage, ist man so erschöpft, daß man nur noch nach Hause will. Den einen Tag, den man unter der Woche frei hat, wendet man für private Besorgungen auf. Seinem Privatleben kann man Adieu sagen.
Vorgesetztenverhalten
Die Filiale, in der ich als Zusteller tätig bin, verfügt über keine Filialleitung. Der dafür zuständige Mitarbeiter wurde entlassen, weil er sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzte und die Zusteller zeitweise beim Austragen der Post unterstützte. Infolge gibt es gar keinen "richtigen" Vorgesetzten vor Ort. Der Laden läuft unter dem Befehl: "Augen zu und durch, keiner kümmert sich um Garnichts!"
Interessante Aufgaben
Es gibt keine interessanten Aufgaben bei der Arbeit als Zusteller. Es sei denn, man empfindet das Vorsortieren von Briefen unter grellem Neonlicht, das Einladen von Paketen auf einer schmutzigen Laderampe und die Verteilung besagter Sendungen als abwechslungsreich.
Gleichberechtigung
Es herrscht Gleichberechtigung. Jeder erfährt dieselbe Geringschätzung.
Umgang mit älteren Kollegen
Ein älterer Kollege, der dem Unternehmen bereits seit 28 Jahren angehört, bezeichnete die aktuellen Arbeitsbedingungen als Katastrophe. Obgleich eingestanden sei, daß sich seine Äußerung nicht direkt auf den Umgang mit älteren Mitarbeitern bezog.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen sind inakzeptabel. Die gegebenen Räumlichkeiten sind für das hohe Paketaufkommen viel zu klein bemessen und stammen aus einer Zeit, als es noch keinen Internethandel gab, sondern als man Versandware noch aus dem Quelle- oder Neckermannkatalog bestellte. Wer an diesem Zustellstützpunkt angenehme Arbeitsbedingungen ausmacht, erachtet auch eine Telefonzelle als bequemen Schlafplatz. Die Arbeitsräume wirken wie ein Endlager für Alt-Sozialisten, die Sehnsucht nach DDR-Feeling schieben.
Die Arbeitsaustattung ist überdies vollkommen veraltet bzw. nicht vorhanden. Als ich einmal einen Kollegen fragte, wo ich denn einen Kulli finde, erhielt ich als Antwort: "Da mußt du zum Teamleiter."
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ca. ein Drittel der adressierten Post könnte unbesehen in den Mülleimer wandern, da es sich nur um ungewollte Werbepost handelt. Des Weiteren wird sehr viel allgemeines Werbematerial ausgetragen, das die wenigsten Menschen interessieren dürfte und somit nur Füllstoff für die blaue Tonne darstellt, mit dem die Deutsche Post / DHL Group jedoch viel Geld verdient (und indirekt noch Arbeitsplätze bei der Müllabfuhr sichert). Im Übrigen ist in diesem Zusammenhang zu beachten, daß das Austragen bzw. das Ausfahren dieser "Postsendungen" mit einem hohen Benzinverbrauch einhergeht. Der Umweltschutz bleibt derweil auf der Strecke.
ZumThema Sozialbewußtsein ist einzuwenden, daß die Filiale, in der ich arbeite, keine Masken zum Schutz vor Covid-19 zur Verfügung stellt, obwohl die Mitarbeiter untereinander, aber auch mit den Kunden, örtlich engen Kontakt pflegen. Beispielsweise muß ich für die Zustellung von Briefen in einen Supermarkt. Diesen darf ich in Bayern zurzeit jedoch nur mit FFP 2-Maske betreten. Doch das berührt die Post nicht. Die arbeitsnotwendigen Masken mußte ich selbst erwerben, obwohl der Arbeitgeber zur Bereitstellung des Mund- und Nasenschutzes verpflichtet ist.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt entspricht nicht der dafür erbrachten Leistung.
Image
Das positive Bild der Post bzw. der DHL ist durch vergangene Zeiten geprägt, stimmt aber mit der gegenwärtigen Arbeitssituation nicht überein. Zudem leidet unter der Überbelastung der Zusteller die Arbeitsqualität. In Zustellungsurkunden amtlicher oder gerichtlicher Briefe werden falsche Angaben gemacht und Pakete werden zerdrückt oder aufgerissen ausgeliefert.
Karriere/Weiterbildung
Karriere? Weiterbildung? Als Zusteller? - Ein netter Scherz. Körperliche Folgeschäden durch die Überlastung als Arbeitnehmer sind wahrscheinlicher.