Wegwerf-Gesellschaft
Gut am Arbeitgeber finde ich
Der Arbeitgeber bietet die Möglichkeit zum HomeOffice, in dem sich oben genannte Schwachpunkte im sozialen Miteinander ausblenden lassen und durch eine gewisse emotionale Distanz eine Fokussierung und eine daraus resultierende Freude an interessanten Aufgaben auch für sozial ausgerichtete Menschen, die mit ihrer Arbeit statt der Anreicherung von Privateigentum einen Beitrag zu unserer Gesellschaft leisten möchten, möglich wäre.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Durch die Angleichung an konzernartige Strukturen rückt das soziale Miteinander eines ehemals mittelständischen Unternehmens gegenüber der Erreichung von OKRs und Fakturaquoten in den Hintergrund.
Verbesserungsvorschläge
Ich habe nicht das Gefühl, dass es etwas bringen würde, wenn ich diesen Bereich ausfülle, denn ich habe auf verschiedenen Wegen versucht, etwas zu ändern, weil ich ja grundsätzlich Freude an meiner Tätigkeit und der Zusammenarbeit mit meinen Mitarbeitenden hatte und gerne geblieben wäre, aber geändert hat sich relativ wenig. Meine Bewertung soll ja konstruktiv sein, also versuche ich es dennoch: Schätzt die Leistungstragenden eures Unternehmens wert, solange sie noch nicht innerlich gekündigt haben. Setzt ihnen keine Schön-Wetter-Redenden vor die Nase, isoliert sie nicht sozial, entmündigt sie nicht durch ein Projektmanagement, das alle Aufgaben an sich reißt, sondern beteiligt sie an den strategischen Entscheidungen eures Unternehmens. Tretet nach außen solide und bodenständig auf und vermarktet das, was ihr habt (denn das ist ja grundsätzlich nicht schlecht), aber baut keine Luftschlösser darum auf, was ihr nicht habt und was ihr auch nicht seid.
Arbeitsatmosphäre
Die Mitarbeitenden sind grundsätzlich nett und hilfsbereit, so dass es in der Vergangenheit ein entspanntes Betriebsklima gab, in dem man gerne gearbeitet hat. Allerdings ist die Arbeitsatmosphäre inzwischen vergiftet. Menschen, die vormals gut miteinander reden konnten, haben sich auf einmal nichts mehr zu sagen. Insbesondere die Führungsebene ist durchsetzt von Ränkespielen, die stetig Unruhe in soziale Strukturen bringen und die Belegschaft mit einer Ellenbogen-Mentalität und undurchsichtige Incentives und Benefits in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft spalten.
Kommunikation
Man erhält selektive Informationen, die weniger von Transparenz als mehr von Selbstdarstellung geprägt sind. So wird stets von einem Zugewinn an Mitarbeitenden gesprochen, was formal zwar korrekt ist, jedoch die wachsende Zahl an Abgängen kaschiert. Gleiches gilt für die strategische Ausrichtung, für die zwar neue Technologien richtigerweise, aber leider mit sehr viel Hype angepriesen werden, die Auswirkung der Abkündigung alter Technologien auf das Kundengeschäft aber kaum thematisiert wird.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt basiert auf einem Cliquenwesen, in dem Mitarbeitende innerhalb einer Clique einen starken Rückhalt erfahren. Wenn man nicht von selbst etwas unternimmt, ist man schnell außen vor und findet sich als Passagier von Gerüchten und Lästereien wieder. An die Stelle von Kollegen, die mit ihrem Charakter für einen sozialen Zusammenhalt gesorgt haben, sind inzwischen Poser und Selbstdarsteller getreten.
Work-Life-Balance
Die Marketing-Kampagne "d.velop - don't arbeite" fühlt sich für Leistungstragende an wie ein Schlag ins Gesicht. Während die "Crew" ihre Work-Life-Balance sicherlich als durchweg positiv wahrnimmt und während der Arbeitszeit auch mal ein Bier im Liegestuhl trinkt, schlagen sich die umsetzenden "Ressourcen" sozial isoliert mit Problemen herum, die sie teils in Überstunden lösen und dennoch frustriert in den Feierabend gehen.
Vorgesetztenverhalten
Manche Vorgesetzte verhalten sich vorbildich, gehen mit bestem Beispiel voran und erwirken alles ihnen Mögliche, um Ihren Mitarbeitenden ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Für solche Vorgesetzten macht es Freude, zu arbeiten. Leider gibt es aber auch Vorgesetzte, die andere Mitarbeitende erniedrigen, z. B. als Mann im Zwei-Augen-Gespräch vor einer Frau, indem sie ihnen z. B. schlechte Arbeit oder anderweitige Probleme unterstellen. Außerdem gibt es Vorgesetzte, von denen man schon im Vorstellungsgespräch damit begrüßt wird, dass man für das Unternehmen nicht so viel wert sei und konsequent in dieser Art und Weise weiter behandelt wird.
Interessante Aufgaben
Es gibt in dem Unternehmen interessante und spannende Aufgaben, deren Vergabe jedoch nicht immer transpraent ist, so dass auch sehr gut ausgebildete Fachkräfte ihr Dasein in stupiden Routinetätigkeiten fristen. Hat man wiederum Spass an einer Aufgabe gefunden, so schafft es die Führungsebene durch selbstdarstellerisches Eingreifen sehr zuverlässig, einem die Motiviation wieder zu nehmen.
Gleichberechtigung
Das Unternehmen wirbt zwar mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Allerdings kann ein Mutterschutz auch dazu führen, dass eine Führungsposition inzwischen anderweitig besetzt wurde und man nicht mehr auf diesen Posten zurückkehren kann.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Kollegen können in den Unternehmen arbeiten, werden jedoch durch neueinsteigende jüngere Gesichter in leitenden Positionen ersetzt, so dass ihre langjährig aufgebaute Expertise für das Unternehmen praktisch verloren ist.
Arbeitsbedingungen
Die technischen Arbeitsbedingungen sind grundsätzlich gut. Man erhält zwei Monitore und eine Dockingstation für das HomeOffice und findet auch einen gleich eingerichteten Arbeitsplatz im Unternehmen vor. In einem Büro sitzen üblicherweise nicht mehr als zwei Personen, so dass ein Arbeiten auch unter Corona-Bedingungen möglich gewwesen wäre, vom Arbeitgeber jedoch nicht genutzt und eine Zeit lang sogar streng verboten wurde. Inzwischen hat man im Unternehmen oft eine ganze Etage für sich, was emotionale Distanz und Entfremdung zur Folge hat.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Sozialbewusstein des Unternehmens fasst sich relativ gut in einem öffentlich zur Schau gestellten Luxus-Urlaub einer Führungskraft inmitten der Pandemie zusammen. Das Unternehmen wirbt außerdem zwar mit E-Autos, gewährt allerdings nur bestimmten Personen bevorzugt Zugang hierzu, was weder dem Umwelt- noch dem Sozialbewusstsein dient.
Gehalt/Sozialleistungen
Vom Gehalt kann man in der Region sorglos leben und bekommt vielleicht noch mal einen Firmenwagen spendiert. Der Arbeitgeber versteht es aber durch die zunehmende Fokussierung von Menschen als Ressourcen nicht, auch die höchsten Stufen der Maslowschen Bedürfnishierarchie zu bedienen.
Image
Das Unternehmen verspricht in der Außendarstellung zu viel, als dass man noch eine Übereinstimmung mit der Realität erkennen könnte. Bei dem Arbeitgeber handelt es sich um den Hersteller eines Dokumenten-Management-Systems, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Er wurde inzwischen in den Gartner Magic Quadrant aufgenommen. Dort schneidet er auf der Ebene der Fähigkeit zur Umsetzung genauso ab wie seine Mitbewerber, wird abgesetzt von ihnen aber als Visionär eingestuft. Diese Bewertung führt aber nicht zu Dankbarkeit, sondern zur übersteigerten Ausprägung von "Visionen". In Blog-Einträgen liest man seither von positiven Beiträgen zur Grundsteuereform oder gar zu Menschenrechten. Eine Marketingfigur tritt überheblich in den sozialen Medien auf. Teilweise werden Lösungen angepriesen, die es (oder zumindest in der Form) zu dem Zeitpunkt gar nicht gibt. Der oftmals beworbene "d.velop spirit" bleibt somit gefühlt Personen in Führungspositionen oder einer anderweitgen Rolle im Unternehmen vorbehalten, während sich die mit der Umsetzung der verkauften Lösungen betrauten Personen sehr schnell in der Realität wiederfinden und abgehängt fühlen.
Karriere/Weiterbildung
Die Karrierewege in dem Unternehmen sind nicht nachvollziehbar. Während einige schon nach sehr kurzer oder gar in der Probezeit ins Management aufsteigen, fristen andere gut ausgebildete und in der Praxis dann auch verdiente Fachkräfte ihr Dasein in dem Unternehmen, ohne dass sie jemals etwas bewegen könnten. In ihrer Persönlichkeit entwickeln sich diese Mitarbeitenden nicht weiter.