Let's make work better.

flaschenpost SE Logo

flaschenpost 
SE
Bewertung

Nicht alles ist schlecht. Aber die Probleme sind struktureller Natur und schwer zu beheben. Es fehlt Menschlichkeit.

2,8
Nicht empfohlen
Angestellte/r oder Arbeiter/inHat zum Zeitpunkt der Bewertung bei flaschenpost SE in Köln gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Die Dankbarkeit, die einem von Seiten der Kunden entgegen kommt. Kaum einer bedankt sich nicht mit einem Lächeln auf den Lippen. Das finde ich sehr befriedigend.

Das man immer unterwegs ist. Ich mag es in der Stadt neue Straßen kennenzulernen.

Ich finde die Kurzweiligkeit der Arbeit gut. Eine Schicht bei flaschenpost ist anstrengend, geht aber auch schnell rum, weil ich im Flow bin.

Das Gehalt ist durchschnittlich bis gut. Obendrauf kommt als Fahrer*inn ein Trinkgeld, das man behalten darf. Das macht die Verdienstmöglichkeit als 450€-Jobber, insbesondere als Student, sehr attraktiv.

Ich mag die Menschen aus dem Headquater. Die sind immer nett und hilfsbereit und geben dir das Gefühl, dass du besonders wichtig für den Unternehmenserfolg bist. Was nicht wahrer sein könnte, denn der USP ist schließlich nicht die Unternehmensinfrastruktur sondern immer noch der Mitarbeiter der die Kiste von A nach B bringt - und das auf K.I. basierende Auslieferungssystem.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Man merkt an allen Ecken und Enden, dass das Unternehmen anorganisch gewachsen ist. Das es viel um das bloße Wachstum ging und geht. Dividenden und Umsätze haben oberste Priorität.

Überdies sind die Führungsposition mit Personal besetzt, dass vorher im Unternehmen als einfache Angestellte arbeitete und dies das wichtigstes Beförderungskriterium ist. Adäquat wäre eine Person mit Führungspersönlichkeit und Managementskills sowie Kenntnissen über die Unternehmensabläufe. Ersteres wird weniger priorisiert, bisweilen ignoriert.

Während im Frühjahr die komplette Stadt mit Werbung des Unternehmens zugepflastert ist, kann man im Juni/Juli die Nachfrage nicht ansatzweise bedienen, weil es keine Fahrer*innen gibt.

Man schafft sich selbst unzuverlässiges und schlechtes Personal in der untersten Hierarchiestufe und verwendet dann unlautere Maßnahme um dieses wieder loszuwerden.

Obendrauf, wird implizit viel Druck aufgebaut. Teilweise bringt man sich selbst und andere in Gefahr, weil man das Gefühl bekommt, man müsste. Da nun Fahrer*innen fehlen, ändert sich plötzlich das Verhalten der Personalverantwortlichen.

Verbesserungsvorschläge

Das Betriebsklima in den Logistikzentren verbessern. Die Unternehmensorganisation erschwert das, aber für den Unternehmenserfolg sollte in Erwägung gezogen werden, auch an den großen Rädern zu drehen.

Dass man aus dem Bonussystem aussteigen kann, wenn man möchte. Das würde es für 450€-Jobber erheblich angenehmer machen, die Monatsstunden zu planen. Ich könnte 40 Stunden im Monat arbeiten. Aber nur, wenn ich keinen Bonus bekomme. Also arbeite ich weniger und verliere auf lange Sicht die Motivation, weil ich nicht auf 450€ komme.

Das nicht wegen jeder Kleinigkeit Abmahnungen ausgesprochen werden und statt dessen im Einstellungsprozess selektiert wird.

Man verzichtet bei der Akquise auf gewisse Standards und lernt den Neuen erste mit der Zeit kennen. Den dann "unbrauchbaren" Teil der Eingestellten Mitarbeiter wird man schnell wieder los, indem schnell und für Kleinigkeiten abmahnt und kündigt und so den Kündigungsprozess einleitet. Leider trifft es manchmal eben auch Zuverlässige Kollegin*innen die dann nicht wissen, was los ist, ob wohl man immer alles gibt und zuverlässig ist. So verliert das Unternehmen dann an beiden Ende der Leistungsskala Mitarbeiter*innen.

Arbeitsatmosphäre

In meinen Monaten bei flaschenpost habe ich nie ein persönliches Wort des Lobes gehört.

Es gibt ein Performance-Bonus-System. Das sorgt dafür, dass Kollegen auch Konkurrenten sind. Per se ist das nicht negativ. Weil das "Fahrer*innendasein" allgemein sehr anonym ist, entstehen dadurch eher negative Vibes.

Man arbeitet nicht miteinander für Etwas. Nein, man arbeitet gegeneinander. Denn mein Bonus steigt dann, wenn ich schneller bin als die anderen Kolleg*innen, oder die anderen langsamer. Geht mir eine Kiste beim Einladen kaputt, überlegen sich die Kollegen zweimal, ob sie mir beim Aufräumen helfen. Mir wurde nie geholfen. Es waren mindestens vier weiter Fahrer*innen hätten helfen können. Das System begünstigt so ein Verhalten.

Ausdrücklich loben möchte ich die Kommunikation mit der Personalabteilung in Münster. Dort hilft man dir, ist kulant und gibt dir das Gefühl, auch du als Einzelner bist wichtig für das Unternehmen. Im Lager entsteht diese Atmosphäre leider nicht.

Kommunikation

Die Kommunikationswege sind modern und kurz. Per Mail und Telefon sind alle wichtige Ansprechpartner erreichbar. Das finde ich persönlich fabelhaft.

Schreibt man eine Mail an die Personalabteilung in Münster, bekommt man innerhalb von 24 Stunden immer eine Antwort. Auch auf scheinbar einfältige Fragen erhält man eine freundliche und hilfsbereite Antwort.

Das Mitarbeiterportal ist in jeder Hinsicht mit fünf Sternen zu bewerten. Kommende Schichten, absolvierter Arbeitszeit und vieles weitere kann über die App angesehen und verwaltet werden. Auch das Intranet ist zu loben, mit FAQs und immer neuen Infos rund um das Unternehmen, Neuerungen im Arbeitsablauf und mehr. Hieran merkt man, dass flaschenpost ein junges und modernes Unternehmen ist und im Headquarter junge und modernen Menschen arbeiten, die Verstehen, was meiner Meinung nach die Antworten auf die Frage nach der digitalen Modernisierung von arbeitnehmernahen Unternehmensabläufen ist.

Kollegenzusammenhalt

Nach mehreren Monaten bei flaschenpost habe ich mit vielen Kollegen gesprochen, kenne aber nur einen Bruchteil von ihnen mit Namen.

Was es hier zu kritisieren gilt, ist das insgesamt eine Atmosphäre der Anonymität herrscht und gelebt wird. Die Abläufe und der Umgang der Vorgesetzten mit den Fahrer*innen begünstigt eine Atmosphäre, in der man lieber Pause in seinem eigenen Auto macht, als draußen mal zusammen zu stehen und sein Brot gemeinsam zu essen. Die Schutzmaßnahme zur Vorbeugung von Infektionen helfen sicherlich nicht, einen kollegialen Zusammenhalt entstehen zu lassen, wofür kein Unternehmer gefeit ist.

Schön wäre, wenn man neu ist, mal Führungskräfte persönlich kennenzulernen, man sich selbst kurz vorstellt, warum man da ist, und andersherum das auch von seinen Vorgesetzten erfährt. Damit wäre sicherlich viel gewonnen. Und der Preis wären fünf Minuten.

Und hier wären wir auch wieder beim Kernproblem. In Münster stieße diese Kritik auf offenen Ohren. Die Lagerleitung widerrum spräche von schwieriger Umsetzbarkeit. Im Headquarter arbeitet man an der Verbesserung von Arbeitsbedingungen. In der Praxis fehlt Personal, dass dieses Umsetzen kann und möchte.

Work-Life-Balance

Ich bin als 450€-Jobber eingestellt. Vor diesem Hintergrund bewerte ich die Work-Life-Balance.

Die Flexibilität ist in diesem Einstellungsverhältnis dein großer Trumpf. Im Grunde genommen kannst du arbeiten, wann du möchtest. Das ist sehr stark.

Wenn du allerdings eine 9 Stunden Schicht absolvierst, wirst du merken, die Flexibilität hat einen Preis. Angenommen du beginnst um 11 Uhr. Dann geht dein Schicht bis 20 Uhr. Wenn du nach zwei Touren um 18.30 Uhr wieder im Lager bist, kannst du natürlich nicht Schluss machen. Eine weitere Tour dauert in der Regel 2.5 bis 3 Stunden. Du bist im längeren Fall um 21.30h wieder im Lager. Inklusive Fahrzeugabnahme, Fahrzeug parken und, zumindest in Köln, Weg zu deinem eigenen Auto, ist 22.00 Uhr rum.

Das Gleiche kann auch bei Sechs- und Dreistundenschichten passieren. Du weißt also NIE, wann du fertig sein wirst mit der Arbeit. Wirklich nie.

Flaschenpost macht daraus kein Geheimnis. Beim "Onboarding" wird es meistens erwähnt. Allerdings nur in geringer Ausführlichkeit, in einem Nebensatz.

Also 450€-Jobber überwiegen hier die Vorteile des Systems. Ein Angestellter in Vollzeit mit Familie sieht das vielleicht anders.

Vorgesetztenverhalten

Ich möchte unterstreichen, dass man den Vorgesetzten immer Fragen stellen kann, zum Arbeitsablauf, zur Firma. Das wird dir auch gesagt. Die Art wie miteinander gesprochen wird, wie man immer möglichst schnell abgefertigt wird, lässt eine Atmosphäre entstehen, in der man denkt, lieber frage ich jetzt nichts.

Die Menschen, die einem vorstehen, lernt man dann kennen, wenn es nicht richtig läuft, man krank war oder anderweitig auffällt. Ein angenehmes Vorgesetzten-Mitarbeiter-Verhältnis entsteht für die meisten Auslieferungsfahrer*innen nicht. Der Grund ist offensichtlich: Sie sind meist nach einigen Monaten wieder weg. Der Aufbau eines integren zwischenmenschlichen Verhältnisses würde Zeit kosten, die bei flaschenpost niemand hat. Erst nach einigen Monaten habe ich mich gesehen gefühlt, wurde mit meinem Namen begrüßt. Für mich demotivierend.

Überdies bedeutet eine schwache zwischenmenschliche Bindung, dass Abmahnungen und Kündigungen leichter fallen. Es ist einfacher einer Nummer zu kündigen, als einem Menschen, den man kennt.

Insgesamt nehme ich eine Stimmung zwischen Vorgesetzen und Arbeitern war, die ich als "Wir gegen die" beschreiben würde. Kein Miteinander.

Interessante Aufgaben

Nach einem, ich nenne es mal "Onboarding", weißt du genau was auf dich zukommt. Lange bevor du deinen Arbeitsvertrag unterschreibst. Das finde ich fair.

Man kommt in viele Hausflure. Du lernst deine Stadt nochmal auf eine ganz neue, persönliche Art kennen. Das gefällt mir. Du belieferst die reichsten Menschen deiner Stadt, die Ärmsten und die Prominentesten. Ich persönlich finde das Interessant. Nach ein paar Wochen verfliegt dieser Zauber allerdings. Die Kisten werden nicht leichter.

Interessant ist immer wieder aufs neue, wie viele Kunden dir das Computersystems zuteilt. Mal sind es vier in einem Trip. Mal sind es neun. Ist ganz witzig und sorgt für ein wenig Abwechslung, die ich schätze.

Gleichberechtigung

Charakteristisch für körperlich schwere Arbeit ist, dass mehr Männer als Frauen sie ausüben. Dementsprechend ist flaschenpost sehr maskulin. Mein Eindruck ist, dass flaschenpost bei Beförderungen nicht nach Geschlecht unterscheidet.

Vom Führungspersonal vor Ort fühle ich mich nicht als Arbeitskraft geschätzt. Man ist einer von vielen, der doch bitte so schnelle wie möglich so viele Kisten wie möglich zum Kunden bringen soll, damit die Zahlen stimmen.

Arbeitsbedingungen

Das vielleicht öffentliche am meisten debattierte Manko der flaschenpost. Insgesamt finde ich die Arbeitsbedingungen nicht gut. Ich möchte erklären warum.

Grundsätzlich ist einiges akzeptabel. Die Autos sind modern. Im Innenraum gut gepflegt und von Außen immerhin immer sauber, wenn auch leicht bis mittelstark lädiert. Die Sanitäranlagen werden täglich gereinigt und auch die Aufenthaltsräume sind sauber ausreichend gut ausgestattet.

Zwei Sterne gebe dafür, dass die Logistiktechnik auf einem durchschnittlichem bis gutem Stand ist. Die Handhelds funktionieren mit seltenen Problemen. Das Boxrangesystem ist augeklügelt und erprobt. Allerdings liegt der Teufel im Detail.

Beispielsweise werden Autos mit Reifen ohne Profil weiter ausgegeben. Man meldet das fehlende Profil. Am nächsten Tag sieht man das Auto wieder im Einsatz. Man hat nie den original Fahrzeugschein dabei. Fragt die Polizei danach, zahlst du die Strafe für dessen fehlen. Nicht selten Fahren Kollegen mit überladenden Fahrzeugen raus. Würden sie sagen, sie täten das nicht, weil es laut StVO nicht erlaubt sei, sollst du trotzdem fahren. Regeln der Verhältnismäßigkeit werden zu häufig außer Kraft gesetzt.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Umweltbewusstsein ist durchaus vorhanden. Das Unternehmenskonzept beinhaltet diese im Grundgenommen. Das Kunden nicht einzeln Getränke kaufen fahren sondern ein Unternehmen dies gleichzeitig für mehrere Kunden übernimmt, spart Emissionen. Zurückgegebene Getränke können, unter Umständen, von Mitarbeitern mitgenommen werden, statt das diese entsorgt werden.

Solltest du mal privat Schwierigkeiten haben oder Ähnliches, wird dir auch entgegen gekommen. Du solltest aber nicht zu viel davon haben. Auch hier ist in den Logistikzentren der Geduldsfaden kurz. Das Sozialbewusstsein ist nur so groß, dass man gerade so davon sprechen kann, dass ein vorhanden ist. Auch hier sei nochmal erwähnt, das bezieht sich auf das Personal mit Personalverantwortung im Logistikzentrum. Hat man Kontakt mit dem Headquarter in Münster, denkt man, dies sei ein ganz anderes Unternehmen. Deshalb auch drei Sterne.

Gehalt/Sozialleistungen

Auch dieses Kriterium bewerte ich vor dem Hintergrund meines Anstellungsverhältnisses als 450€-Jobber.

Man verdient mehr als Mindestlohn. Das Gehalt steigt mit der Zeit, die man im Unternehmen ist. Das Bonussystem ist einen Möglichkeit, mehr zu verdienen. Auch, wenn ich kein Befürworter des Selbigen bin. Obedrauf gibt es als Fahrer*in ein nicht selten üppiges Trinkgeld.

Die Abrechnung und der Lohn kommen IMMER pünktlich.

Image

Die meisten Mitarbeiter reden nicht gut über die Firma. Wenn man mit Kollegen spricht, ist man sich schnell einig, dass dies kein Arbeitgeber ist, bei dem lange sein möchte. Schon gar nicht in Vollzeit.

Ein weiteres Problem ist, dass die Marketing- und HR-Abteilung in Münster sitzen. Dort entsteht das Außenbild des Unternehmens. Das wiederum ist eng mit dem Verbunden was die Kolleginnen und Kollegen dort erleben, was, eine These, in keiner weise mit dem Betriebsklima und den Erfahrungen in den Logistikzentren zu vergleichen ist.

Hier sei gesagt, dass im Niederiglohnbereich im seltensten Fall in allen Bereichen guten Bedingungen vorherrschen. Bedauerlicherweise müssen Geringverdiener immer irgendwo Abstriche machen. Das man sich aber offensichtlich Ausgenutzt und nicht wertgeschätzt wird, würde einem Kellner bei Restaurant um die Ecke mit großer Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Und auch ich habe ihnen meinen bisherigen studentischen Nebenjobs ganz anderen Erfahrungen gemacht, als bei flaschenpost.

Karriere/Weiterbildung

falschenpost wirbt um dich mit flachen Hierarchien. Die Hierarchien sind flach. Allerdings wird nicht ausschließlich gute Arbeit und ausreichende Qualifikation mit Aufstieg belohnt, sondern ein erheblicher Faktor ist wie gut dein Verhältnis mit den Vorgesetzten ist.

Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in diesem Sinne keine. Man darf nicht vergessen, dass das Unternehmen noch immer nicht profitabel ist. Die Umsätze sollen hochgeschraubt werden, Investitionen in das Personal, dass im Vergleich sehr stark fluktuiert, macht nachvollziehbarerweise weniger Sinn, wenn man erstmal schnell mehr Umsatz generieren möchte.


Umgang mit älteren Kollegen

HilfreichHilfreich?ZustimmenZustimmen?MeldenTeilen

Arbeitgeber-Kommentar

Liebe/r Mitarbeiter/in,

vielen Dank für deine sehr ausführliche Bewertung. Wir freuen uns darüber, dass du dir die Zeit genommen hast, um auf jeden Punkt so detailreich mit deinen persönlichen Erfahrungen zu antworten.

Wir würden dir gerne ein persönliches Gespräch anbieten, denn wir haben das Gefühl, dass bei dir ein hoher Redebedarf zu den einzelnen Punkten besteht. Wir sind uns sicher, dass beide Parteien davon profitieren könnten und freuen uns auf einen Kontaktaufbau über hr.feedback@flaschenpost.de. Vielen Dank!

Anmelden