Gewinnmaximierung - auf dem Rücken der Mitarbeiter
Gut am Arbeitgeber finde ich
Flexible Arbeitszeiten. Im Team ist alles relativ locker. Guter Teamchef.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Keinerlei Wertschätzung der Mitarbeiter durch das Unternehmen, Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer, unbedingte Profitmaximierung auf dem Rücken der Mitarbeiter.
Verbesserungsvorschläge
Mitarbeiter nicht einfach nur als Kostenfaktor betrachten sondern auch fördern und versuchen zu halten. Kompetente Mitarbeiter auch bei schlechteren Quartalszahlen nicht massenweise zu kündigen.
Arbeitsatmosphäre
Infor ist ein Konglomerat aus ehemaligen eigenständigen Unternehmen, die gefühlt intern noch weitestgehend unabhängig voneinander arbeiten. Ein Wir- oder Identifikationsgefühl auf Konzernebene existiert faktisch nicht. Bei guten Verkaufszahlen und am Jahresende kommt ein Lob per Massen-E-Mail aus der Konzernspitze. Eine materielle Anerkennung gibt's nicht. Motivation, Engagement und Arbeitsqualität sind irrelevant. Sonderprämien und Mitarbeiterfeiern wurden in den letzten Jahren sehr stark reduziert. Auf schlechte Ergebnisse reagiert Infor mit Massenkündigungen und Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer.
Kommunikation
Man wird per Mail zugemüllt mit Verkaufserfolgsnachrichten, selbstherrlichen Lobeshymnen auf den Vorstand und Verwaltungsmails, wer in der unübersichtlichen Chefhierarchie jetzt an wen berichtet. Relevante Informationen erfährt man eher durch den Buschfunk.
Kollegenzusammenhalt
Durch die Firmenstruktur beschränkt sich der Zusammenhalt auf das jeweilige ursprüngliche Unternehmen. Der Umgang untereinander in unteren Hierarchieebenen ist sehr gut.
Work-Life-Balance
Urlaub wurde auch kurzfristig immer problemlos genehmigt. Es gibt flexible Arbeitszeit und die Möglichkeit zum Home Office.
Vorgesetztenverhalten
Der direkte Chef kümmert sich meist gut um sein Team. Der Vorstand lässt sich gern bei Besuchen feiern. Von den Hierarchieebenen dazwischen bekommt man eher wenig mit.
Interessante Aufgaben
Zu langes Festhalten an veralteten Technologien bremst die Motivation. Fehlende Ablaufstrukturen und schlechte Dokumentation führen dazu, dass man sich benötigte Informationen mühsam an vielen Stellen zusammensuchen muss. Lösungen müssen aufgrund unklarer Aufgabenstellungen im Nachhinein stark abgeändert werden.
Gleichberechtigung
Frauen haben nach meinem Eindruck bei Infor dieselben Chancen wie Männer.
Umgang mit älteren Kollegen
Ältere Kollegen werden geschätzt und genauso behandelt wie jüngere.
Arbeitsbedingungen
Als Entwicklungsrechner werden normale Office-Computer verwendet. Bis 2015 waren die bei Infor stark unterdimensioniert. Benötigte Hardwareerweiterungen (z.B. mehr RAM, größere Festplatte), um einfach die Arbeit vernünftig erledigen zu können, gab es nur nach wochenlangem Genehmigungsprozess über mehrere Hierarchieebenen. 2014 erfolgte der Umzug in ein Großraumbüro mit erhöhtem Lärmpegel und keinerlei Privatssphäre. Jede Veränderung bei Infor erscheint wie eine Einsparung am Mitarbeiter.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Nichtprofitorientiertes Engagement ist mir bei Infor nie aufgefallen (in Darmstadt: keine Ausbildung von Azubis, keine Förderung sozialer Einrichtungen,…). Umweltbewusstsein war ebenfalls Fehlanzeige.
Gehalt/Sozialleistungen
Infor zahlt nicht generell schlecht. Sofern man bei Infor anfängt, sollte man allerdings die Verhandlung des Anfangsgehalts gnadenlos bis an die mögliche Höchstgrenze ausreizen. Spätere Gehaltssteigerungen gibt's im Normalfall nicht. Alle 4-5 Jahre bekommt man eine minimale Gehaltssteigerung unterhalb der Inflationsrate. Es gibt keinen Tarif und keine Gehaltsrichtlinie. Jeder Mitarbeiter kann dadurch ein unterschiedliches Gehalt haben.
Image
Infor ist zwar ein weltweit agierender Konzern, ist aber im Vergleich zu den direkten Konkurrenten SAP und Oracle in der Bevölkerung vollkommen unbekannt. Bei vielen Kunden profitiert Infor noch vom Ruf der aufgekauften Unternehmen (in Darmstadt: MIS AG). Eine Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen nach außen hin konnte ich nie wahrnehmen.
Karriere/Weiterbildung
Infor bietet einen Englischkurs über Berlitz an, der qualitativ sehr stark vom Lehrer abhängt. Externe Weiterbildungskurse, Prüfungen, Zertifikate unterstützt Infor nicht. Ein Aufstieg in leitende Positionen ist je nach Arbeitsgebiet nahezu unmöglich. Alle 5-10 Jahre bekommt man vielleicht mal einen wichtiger klingenden Jobtitel.