Ambitionierte Kultur und interessante Technologien - aber schlechte Personalführung
Gut am Arbeitgeber finde ich
Prosoz ist ein sehr sozialer Arbeitgeber. So wurden im letzten Jahr z.B. die Corona-Prämie ausgezahlt und in diesem Jahr gab es eine großzügige Gehaltserhöhung. Nach einer längeren Krankheit gibt es Wiedereingliederungsgespräche, die nach Ursachen im beruflichen Umfeld suchen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Kulturell legt man viel Wert auf Agilität. SCRUM wird nach Lehrbuch durchgeführt. ABER: manches wird sehr oberflächlich behandelt. Es gibt zwar eine offene Kommunikation, aber Warnungen und Bedenken werden selten ernst genommen oder führen erst spät (nach vielen Monaten) zu Reaktionen. Manchmal fühlt man sich, als ob man "umerzogen" werden sollte. In den Jahresgesprächen muss man sich Feedback von Kollegen einholen, insbesondere mit der Maßgabe besonders auch negatives Feedback zu geben, um das Verbesserungspotential aufzuspüren. Das geht mir persönlich zu weit.
Am Beginn des Projektes vor 6 Jahren wurden "Leitplanken" für die Kultur und die Technologie definiert. Eine der Kultur-Leitplanken sieht vor, dass jeder Freitag ("Open-Friday") zur Weiterbildung dienen kann/soll. Dies wurde in den letzten Jahren immer weiter abgebaut, so dass an Freitagen häufig für das Projekt gearbeitet wird.
Eine Technologie-Leitplanke sah vor, dass bestimmte Technologien eingesetzt werden müssen. Heute zeigt sich, dass diese nicht jedes Problem optimal lösen - trotzdem wird daran festgehalten.
Arbeitsatmosphäre
Durch Corona arbeitet man fast ausschließlich im Home-Office. Den Mitarbeitern steht es zwar frei, sich auch mal privat in der digitalen Kaffeküche zu unterhalten, aber ein Team-übergreifender Austausch, z.B. bei einem gemeinsamen virtuellen Mittagessen findet selten statt.
Kommunikation
Es wird fast zuviel kommuniziert: jede Besprechung wird protokolliert und steht allen Projekt-Mitarbeitern offen zur Verfügung. In Personalentwicklungsgesprächen kann man
alle 4 Wochen über Probleme am Arbeitsplatz oder mit Mitarbeitern mit einem Coach sprechen. Ebenfalls alle 4 Woche finden Team-Entwicklungsgespräche statt, bei denen Sprint-übergreifende Themen besprochen werden.
Kollegenzusammenhalt
Es gibt viele nette, offene und kompetente Kolleginnen und Kollegen. Es gilt immer: meine Tür steht dir offen. Keiner wird schief angesehen, wenn er oder sie mal krank ist.
Work-Life-Balance
Es gibt eine sehr flexible Gleitzeitregelung und auf Wunsch kann man 35 Tage Urlaub erhalten (natürlich als Ersatz für eine Lohnerhöhung).
Vorgesetztenverhalten
Druck wird von oben gerne an alle Mitarbeiter weitergegeben. Mitarbeiter, die nicht das gewünschte Verhalten zeigen, werden isoliert. Notwendige Entscheidungen werden oft nicht oder viel zu spät gefällt.
Interessante Aufgaben
Als Software-Entwickler ist für mich die Möglichkeit, mit einer Vielzahl von Technologien zu arbeiten, wichtig. Diese Möglichkeit habe ich in meinem Projekt.
Arbeitsbedingungen
Die für die Software-Entwicklung verwendete Hardware ist durchschnittlich. Ein Auswahl (Linux-PC oder Mac) ist nicht möglich. Die Tastaturen sind wirklich schlecht. Es stehen ein Laptop und 2 24''-Monitore je Arbeitsplatz zur Verfügung. Am Schlimmsten ist im Home-Office die langsame VPN-Verbindung.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt intern die Möglichkeit, in einstündigen "Sessions" Wissen von Kollegen vermittelt zu bekommen (oder selber Wissen weiterzugeben). Schulungen sind aber selten und werden nach persönlichen Gesichtspunkten verteilt. Weiterbildung in der Freizeit wird durch Pluralsight-Zugänge ermöglicht.