Es könnte so gut sein
Gut am Arbeitgeber finde ich
- flexible Arbeitszeiten
- Möglichkeit Home Office zu machen (je nach Finanzamt - teilweise von der Amtsleitung nicht gewollt)
- Studium zum Diplom-Finanzwirt (FH) qualitativ sehr gut
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Wo soll ich anfangen?
Ich habe das duale Studium zum Diplom-Finanzwirt (FH) erfolgreich abgeschlossen. „Gelockt“ wurde ich mit dem „sehr guten“ Ausbildungsgehalt - was sich durchaus gut ist - aber im Vergleich zu anderen dualen Studiengängen nicht bedeutend mehr, wenn nicht sogar weniger ist. Das habe ich erst im Nachhinein nach Austausch mit Leuten aus anderen Branchen erfahren.
Aber nach dem abgeschlossenen Studium fing der Anfang vom Ende an. Die Arbeit war monoton, Aufstiegsmöglichkeiten sehr begrenzt. Eine Position, auf welche ich wollte, wurde mir verwehrt und kurz nach Kündigung erneut ausgeschrieben, was einen bitteren Beigeschmack hatte. Am Ende hatte ich sehr das Gefühl, dass man das Gelernte aufgrund der schlechten Organisation und damit zusammen hängenden hohen Arbeitsauslastung anwenden konnte. Am Ende galt Quantität vor Qualität.
Nach einiger Zeit in der freien Wirtschaft kann ich nun folgendes sagen: Wenn ihr ein Leben mit Monotonie leben könnt und nicht in den Boreout rutscht, dann kann ich euch die Finanzverwaltung empfehlen. Aber wenn ihr Abwechslung gut findet und nicht das Mehr an Arbeit scheut, dann empfehle ich euch die freie Wirtschaft.
Die Arbeitsmoral vieler Arbeitskollegen lässt auch zu wünschen übrig. Nach dem Motto „Komm ich heute nicht, komm ich morgen“ werden die Aufgaben verschoben und lieber nochmal ein Kaffee getrunken. Das Arbeitsziel von ca. 100 Steuererklärung pro Monat zu erreichen ist nicht schwer, aber durch unnötige Verwaltungsanweisungen können Kollegen dies kaum erfüllen und gepaart mit der angesprochenen Arbeitsmoral hat man ein perfektes Rezept für unproduktive/schlechte Arbeitsergebnisse.
Die Finanzverwaltung verwaltet sich innerhalb kaputt mit ihren ganzen Listen und Arbeitsanweisungen.
Der Mangel an Digitalisierung ist auch nur noch ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Verbesserungsvorschläge
Oft hatte ich das Gefühl, dass die Sachgebietsleiterebene an ihrer langen Tafel saß und über die Köpfe der Sachbearbeiter entschieden haben ohne auf ihre Lösungsvorschläge und/oder Anregungen zu hören.
Das Finanzministerium könnte sich mit ihren Arbeitsanweisungen auch bitte mehr an die Realität annähern und nicht unrealistische Anweisungen aufgeben und unnötiges Kontrollmaterial versenden, was keinen Mehrwert hat.
Um junges Personal zu halten muss sich etwas an der Verteilung von Nachwuchskräften nach abgeschlossener Ausbildung/Studium ändern. Es kann nicht sein, dass Kollegen „wohnortsnah“ eingesetzt werden sollen und dann in ein 100km weit entferntes Amt versetzt werden und dann 1 Tag Home Office bekommen. Eine Lösung wäre hier, Akten digitalisieren bzw. generelle Digitalisierung (Einführung von z.B. MS Team), Veranlagungen können standortunabhängigen durchgeführt werden (ob man in Flensburg sitzt und Leute aus Kiel oder Flensburg veranlagt macht keinen Unterschied und so können ggf. Auslassungen unterhalb der Ämter ausgeglichen werden). Das heißt, wenn z.B eine Nachwuchskraft nach Flensburg möchte, aber für Flensburg kein Platz mehr frei ist, dann könnte er/sie in Flensburg sitzen und für z.B. Nordfriesland veranlagen.