Gute Ansätze und Ideen, leider oft schlechte Umsetzung
Gut am Arbeitgeber finde ich
Als Berufseinstieg super. Sehr herausfordernd mit schnellem Entwicklungspotential und super Verdienstmöglichkeiten. Extrem gutes Onboarding. Es sind für viele Themen super Ansätze vorhanden (in manchen Gebieten sollte man sich einfach mehr daran halten was man predigt).
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Es wird viel erzählt, woran sich dann leider nicht gehalten wird. Wenn ich Transparenz und Gleichberechtigung so nach Außen predige wie SThree es tut, dann muss man auch konsequenter in der Durchsetzung sein, sonst verliert man einfach an Glaubwürdigkeit.
Verbesserungsvorschläge
Legt mehr Wert auf die Auswahl eurer Führungskräfte. Nehmt die Kompetenzen, die ihr euch als Unternehmen setzt auch wirklich mit in die Beurteilung von Mitarbeitern.
Das obere Management sollte von dem Bild Abschied nehmen alles besser zu wissen. Dafür sind sie viel zu weit weg vom Markt und dem eigentlichen Geschehen. Nehmt Leute aus den unteren Riegen ernst und hört sie, wenn es um strategische Entscheidungen geht. Dann hättet ihr auch ein deutlich nachhaltigeres Geschäft.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist von Team zu Team extrem unterschiedlich und auch stark abhängig von der jeweiligen Führungskraft. Ich hatte meine Karriere durch das Glück eine sehr gute Teamatmosphäre zu erleben. Leider habe ich es in anderen Teams und bei Einzelpersonen auch anders und leider extrem negativ gesehen. Es ist schwach, wenn ein Mobbingfall durch Versetzung des betroffenen Mitarbeiters unter den Tisch gekehrt wird, anstatt ein klares Zeichen dagegen zu setzen. Das hätte ich von SThree anders erwartet und wie man mit solchen Themen umgeht wird auch von Unternehmensseite anders propagiert. Fairness wird augenscheinlich großgeschrieben. Leider musste ich im Laufe der Jahre lernen, dass sich nicht an die eigens gesetzten Parameter gehalten wird, die eigentlich eine gute Grundlage für durchgehende Fairness bilden würden. Am Ende kommt es auf den Umsatz an und wer gut darin ist diesen zu generieren kommt leider auch mit unmöglichen Verhaltensweisen extrem weit im Unternehmen.
Kommunikation
Die Kommunikation hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Von nahezu keinen Informationen kommend, ist SThree jetzt an dem Punkt, dass viel zu viele Informationen versendet werden. Selbst wenn man aufmerksamer Leser aller internen Mails ist, kommt man dem Informationsfluss so gut wie nicht nach. Dabei wird auch für den Mitarbeiter nicht kenntlich gemacht, ob eine Mail wirklich wichtigen Inhalt hat oder eine nice to have Information ist. Informationen werden also definitiv geteilt. Neben dem klassischen Mailweg gibt es aber auch monatliche Zusammenkünfte des gesamten Standorts und so gut wie jedes Team hat monatliche oder vierteljährliche Update Meetings live/ per Teams. Seit Corona gibt es auch regelmäßige live Updates der Geschäftsführung, was sehr positiv zu bewerten ist.
Kollegenzusammenhalt
Für meine persönliche Erfahrung kann ich nur Gutes berichten. Ich habe sowohl teamintern als auch mit teamexternen Kollegen immer gut zusammengearbeitet. Auch hier muss man aber sagen, dass es natürlich von Team zu Team Unterschiede gibt.
Work-Life-Balance
Der Job ist stressig, keine Frage. Mehr Input = mehr Output. Wer nicht mit etwas Druck und stressigen Tagen umgehen kann/ will, der sollte sich keinen Vertriebsjob suchen. SThree hat im Thema Flexibilität (Arbeitszeiten, Home Office) in den letzten Jahren gute Fortschritte gemacht. Wie weit sich das Unternehmen noch entwickeln kann ist abhängig davon, ob die alt eingesessene Führungsriege sich davon überzeugen lässt, dass die Mitarbeiter eigenverantwortlich mit Flexibilität umgehen können (hier herrscht oft noch eine sehr veraltete Ansicht). Auf individuelle familiäre Belange wird Rücksicht genommen. Aber auch im Thema Flexibilität gibt es leider Unterschiede zwischen den Führungskräften. Es wird auch leider von oben oder HR Seite nicht durchgegriffen, wenn eine Führungskraft die allgemein geltenden Richtlinien nicht einhält. Unabhängig davon trauen sich viele Mitarbeiter nicht ihre „Rechte“ durchzusetzen, wenn man weiß, dass ein bestimmtes Verhalten der Führungskraft nicht passt. Hier kann ich jeden nur ermutigen, sich schlau zu machen und das auch selbstbewusst gegenüber der Führungskraft einzufordern, wenn nötig. Viele Führungskräfte sind hier teils noch sehr oldschool geprägt.
Vorgesetztenverhalten
Ich hatte in meiner Zeit einige Vorgesetzte – sehr gute, bessere und schlechtere.
Insgesamt muss man einfach sagen, dass zu viele Menschen in Führungspositionen befördert werden, die dafür nicht geeignet sind. Und dass das verheerende Folgen hat, muss man nicht erklären. Nur weil jemand ein guter Vertriebler ist, ist er/sie noch lange keine gute Führungskraft. Anstatt die Führungsfähigkeiten mal ordentlich zu prüfen, wird sogar noch versucht Mitarbeiter in diese Positionen zu drängen, die das gar nicht wollen, aus der Not heraus, weil sonst keiner da ist der es machen kann (oder darf). Ein kompetenzbasiertes AC ist lang überfällig. Dieses wurde auch vor 4 Jahren von der Geschäftsführung bereits hoch angepriesen. Ich frage mich, wieso so ein grundlegend wichtiges Thema keine absolute Priorität bekommt.
Das obere Management hat in meinen Augen seit Corona einige fragwürdige Entscheidungen getroffen, die am Ende daran schuld sind, dass die Mitarbeiter seit einem Jahr in Scharen davonlaufen. Strategische Entscheidungen sollten auch die Auswirkungen auf die Belegschaft beinhalten. Diese Sichtweise fehlt. Da wird im kleinen Kreis etwas beschlossen, das keinen Bezug zur Realität hat.
Interessante Aufgaben
Man kann in diesem Job extrem viel lernen und eigentlich ist auch kein Tag wie der andere, der stetige Austausch mit unterschiedlichen Menschen macht den Job abwechslungsreich. Aber natürlich gibt es Tätigkeiten, die sich immer wiederholen und die auf Dauer absolut stumpfsinnig sind und auch die Szenarien, die man mit Kunden und Kandidaten erlebt wiederholen sich irgendwann. Ich denke eine Ermüdung bezüglich der Standardaufgaben tritt nach spätestens 2-3 Jahren ein. Wenn man bis dahin nicht genügend Erfolge hatte und die Möglichkeit bekommt sich in eine Führungsposition (leider gibt es wenig horizontale Karrierewege) zu entwickeln, dann werden die Aufgaben einfach langweilig und drücken auf die Motivation. Neben den Standard-Vertriebspositionen gibt es so gut wie keine Möglichkeiten (oder den Willen?) bestehende Mitarbeiter gewinnbringend einzusetzen. Diese verliert man dann lieber und der alte Spruch "hättest du doch mal was gesagt, sodass wir reagieren können" verliert vollends an Glaubwürdigkeit.
Gleichberechtigung
Im Einstieg oder in Positionen unter Führungslevel gibt es keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern, hier hat jeder die gleichen Chancen. Auch Rückkehrerinnen aus der Elternzeit werden mit Respekt behandelt und haben die gleichen Möglichkeiten weiter voranzukommen. Ab Führungslevel bemerkt man allerdings schon einen Unterschied. Männer werden schneller weiter nach oben befördert, bei gleicher oder schlechterer Leistung. Wahrscheinlich, weil sie eher dazu neigen den Arbeitgeber zu erpressen und die Masche leider funktioniert. Auch wenn der Anteil weiblicher Führungskräfte auf erster Führungsebene gar nicht schlecht aussieht, so wird es nach oben hin auch bei SThree mau.
Unterschiede werden leider auch gemacht zwischen langjährigen und neu eingekauften senioren Mitarbeitern. Es ist ein offenes Geheimnis, dass diese teurer bezahlt werden, als die eigens ausgebildeten Mitarbeiter, teilweise auch über den Gehaltsranges, die für das jeweilige Level vorgesehen sind.
Umgang mit älteren Kollegen
Kann man nicht wirklich beantworten, da es kaum „ältere Kollegen“ gibt. Bei den paar, die tatsächlich etwas älter als der Durchschnitt sind wird aber kein Unterschied gemacht.
Arbeitsbedingungen
Mit Corona hat sich bezüglich der technischen Ausstattung einiges getan: Firmenlaptops mit Docking Stations, Firmenhandy oder zumindest SIM Karte. Davor war es schon eher mittelalterlich. Wenig Wert wird gelegt auf höhenverstellbare Schreibtische. Der Lärmpegel ist zeitweise entsprechend hoch, da man im Großraumbüro sitzt. Davon lebt die Atmosphäre zwar, aber für manche Aufgaben ist das natürlich wenig förderlich. Hier sollte durch neue Raumkonzepte überlegt werden, wie man beide Seiten abholen kann.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Unternehmen hat die CSR Aktivitäten in den letzten Jahren deutlich nach oben geschraubt und legt großen Wert darauf. Thema papierloses Büro hängt stark von der Führungskraft ab. Wenn ich meinen Mitarbeitern das so beibringe, dann wird es sich auch durchsetzen. In manchen Teams wird tatsächlich noch alles ausgedruckt, händisch ausgefüllt und in Ordner abgelegt.
Gehalt/Sozialleistungen
Die Fixgehälter sind mittlerweile okay, damit werden einige Mitbewerber überboten und einige nicht. Das Provisionsmodell ist schlechter als bei vielen Konkurrenten. Insgesamt stellt man sich nach einiger Zeit schon die Frage, ob für einen selbst genug dabei rauskommt (natürlich immer im Branchenvergleich, denn allgemein betrachtet kann man sehr gut verdienen, verglichen mit anderen Berufsfeldern). SThree ist mittlerweile ein großes Unternehmen und hat teure Strukturen, die natürlich mitbezahlt werden müssen.
Die Sozialleistungen sind ok, es gibt eine Arbeitgeberbezuschusste betriebliche Altersvorsorge, Nettoentgeltumwandlungsoptionen, Bahncard, Zugang zu vergünstigten Mitarbeiterkonditionen für verschiedenste Anbieter.
Image
Das Image von SThree ist ok. Bei Kunden und Kandidaten habe ich selbst selten schlechte Erfahrungen gemacht. Die Mitarbeiter sind auch weitestgehend oder gehen dann eben. Einiges ist leider nicht ganz so wie es nach außen hin dargestellt wird.
Karriere/Weiterbildung
Jeder hat zu Beginn die gleichen Chancen, was absolut positiv für einen Berufseinstieg ist. Wenn man hier Lust hat was zu leisten, dann kann man sehr schnell sehr weit kommen. Der Job an sich zwingt einen (im positiven Sinn) sich mit seiner eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen und sich auch weiterzuentwickeln. Durch den Job lernt man extrem viel über die Arbeit mit anderen Menschen und Kommunikation. Die Karriereperspektiven sind insgesamt extrem gut. Weiterbildungen gibt es vom eignen Learning & Development Team, leider gibt es aber kaum die Option auf externe Weiterbildungsangebote. Karrierewege und -ziele sind transparent einsehbar und „für jeden gleich“. Hier gibt es leider einen deutlichen Abzug, denn allzu oft wird sich nicht an die allgemeinen Regularien gehalten: Mitarbeiter werden zu schnell befördert, es wird nicht auf Verhalten und Kompetenz geachtet, sondern nur auf den Umsatz. Damit werden die Standards, die für jeden gelten sollten, wieder stark davon abhängig gemacht wie die Führungskraft die Regeln umsetzt – und vielen ist das Wort Kompetenz leider ein Fremdwort.