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univention 
GmbH
Bewertung

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Company
2024

Ein auf Sand gebautes Kartenhaus aus Licht und Schatten

3,0
Nicht empfohlen
Ex-Angestellte/r oder Arbeiter/inHat bis 2022 im Bereich IT bei univention GmbH in Bremen gearbeitet.

Gut am Arbeitgeber finde ich

Eine grundsätzlich tolle Mission für eine gute Sache. Guter Zusammenhalt, besonders in den technischen Abteilungen. Weitestgehende Toolfreiheit im technischen Arbeitsalltag.

Schlecht am Arbeitgeber finde ich

Die Mission scheitert leider in der Umsetzung. De facto ist das Unternehmen ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen, das sein Geld eben mit Open Source-Produkten anstelle proprietärer Software verdient. Mir ist kein Kunde bekannt, der wirklich selbst Anpassungen vornimmt, geschweige denn diese Änderungen auch zurück in das Kernprodukt spielt. Dazu dauerhaft zu hohe Arbeitsbelastung, unklare Verantwortlichkeiten, geringes Gehalt, und Weiterbildungen nicht realistisch machbar. Es wirkt, als werden die meisten der letzten positiven Bewertungen hier aus HR/Marketing verfasst, da konkrete Bezugspunkte fehlen.

Verbesserungsvorschläge

Trotz des zuletzt starken Wachstums eine Umstellung auf nachhaltiges und gesundes Entwickeln anstelle des Verplanens „menschlicher Ressourcen und Kapazitäten“ weit über den tatsächlichen Möglichkeiten des Unternehmens.

Arbeitsatmosphäre

Drei Sterne, aber auch nur, weil der direkte Zusammenhalt – gerade in Stressphasen – hervorragend ist. Unabhängig von der Abteilung muss ständig mit unklaren und viel zu umfangreichen Anforderungen und Änderungen – gerne auch mitten im Projektverlauf – gerechnet werden. Es wird damit kalkuliert oder mindestens darauf spekuliert, dass Mitarbeitende weitaus mehr arbeiten als gesund wäre – und das wird auch noch in einem ähnlich toxischen Ausmaß gelobt. Grade bei Führungskräften, die sich als „modern“ verstehen, sollte man davon ausgehen können, dass sie die Erwartung verstehen, die durch ihre Kommunikation (oder das Ausbleiben) erzeugt wird.

Kommunikation

Es gibt regelmäßige Town Hall und „All Hands“-Meetings, in denen kritische Themen in der Regel aber maximal angeschnitten werden. Vermeintlich gute Punkte – seien sie auch noch so marginal – werden stark überspitzt kommuniziert. Man redet zwar gelegentlich über Probleme, als Mitarbeiter außerhalb der Führungsriege hatte ich jedoch selten den Eindruck, zu wissen, welche konkreten Maßnahmen mit welcher Intention in welchem zeitlichen Rahmen ergriffen werden. Abgesehen von „mehr Leute einstellen“, was ja auch eher selten sofort funktioniert.

Kollegenzusammenhalt

Zumindest im technischen Bereich der mit Abstand beste Punkt am Unternehmen. Vermutlich auch, weil alle wissen, wie es sich anfühlt, bis weit über die Grenzen eigener Belastungsfähigkeit zu arbeiten. Die Planung, die stattfindet, ist über den Kapazitäten der Fachabteilungen, man gibt sich als „Getriebener des eigenen Erfolgs“, anstatt einfach mal „Nein, geht nicht“ zu sagen.

Work-Life-Balance

Ein schwieriges Thema. Sehr kleinteilige Zeiterfassung und Buchung. Abteilungsübergreifend ein Arbeitspensum, das realistischerweise nicht ohne Einsatz von Überstunden erreicht werden kann. Da nicht im gleichen Tempo neue Leute eingestellt werden können, wie Projekte dazu kommen, springt man am Tag zwischen 3 und 7 Projektkontexten hin und her. Das ist nicht für jeden etwas. Die großzügige Homeoffice-Regelung ist allerdings wirklich gut. Und immerhin ist mir keine Abteilung bekannt, die sich zurücklehnen könnte, die Belastung ist überall gleichermaßen hoch.

Vorgesetztenverhalten

Es gibt regelmäßige 1:1-Gespräche, in denen zumindest versucht wird, neben dem Workload auf individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zu achten. In welches Team man aber gerät – und damit auch, welcher Vorgesetzte damit einhergeht – beeinflusst diesen Faktor massiv und ist ein ziemliches Glücksspiel.

Interessante Aufgaben

Die Arbeitslast ist extrem hoch, es gibt aufgrund der Projektsituation kaum Raum, Problemen nachhaltig und mit sauberen, wartbaren Lösungen zu begegnen. Provisorien und Speziallösungen werden teils seit Jahren vor sich hergeschoben in der Hoffnung, dass das Konstrukt nicht zusammenkracht. Grundsätzlich gibt es viele spannende Themen, leider werden aber häufig Dinge „mit der heißen Nadel gestrickt“ und sich nicht die Zeit für solide Grundlagenarbeit genommen, die robuste, zukunftsfähige und nachhaltige Software nötig wäre.

Gleichberechtigung

Besonders in technischen Umfeldern ist der interne Umgang mit Frauen, besonders Quereinsteigerinnen, teilweise haarsträubend. Das schlägt sich nicht zuletzt im Gehalt nieder, aber auch beim Naserümpfen über gehäuftes Vorkommen von Arztterminen oder Krankheitstage von Kindern und unangemessene Nachfragen dazu.

Umgang mit älteren Kollegen

Soweit ich das beurteilen kann, ist der Umgang mit älteren Kollegen und Kolleginnen in Ordnung. Die Vermutung liegt nahe, dass dies nicht zuletzt aufgrund des ausbaufähigen Wissensmanagements (viel Wissen steckt in Köpfen statt in Prozessen oder Dokumenten), geschieht. Jeder dienstalte Kollege, der geht, nimmt nicht nur seine jetzigen Skills mit, sondern auch zahlreiche, anderen Kollegen unbekannte Abkürzungen zu Problemlösungen.

Arbeitsbedingungen

Ich kann mich an keine Woche erinnern, in der nicht irgendein mehr oder weniger wichtiges internes System ausgefallen ist. Die interne IT ist da sehr kompetent, freundlich, schnell und löst die Probleme meist auch ad-hoc, aber hier wird eher reagiert als strukturiert geplant – auch aus Zeitgründen. Immerhin lebt man intern den Open Source Gedanken, mit allen Vor- und Nachteilen, den solch ein Tool-Wildwuchs mit sich bringt. Das Beantragen produktivitätssteigernder Entwicklungs-Tools zieht Kommunikation mit sich, die in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Lizenzkosten der Tools steht, das ist sehr ermüdend.

Umwelt-/Sozialbewusstsein

Es wird viel für den guten Anschein nach außen hin getan. Bei den meisten Dingen bleibt auch tatsächlich ein positiver Impact hängen. Innerhalb der Firma wird konsequent gegendert, die Haltung dahinter und der Grund dafür ist aber nicht jedem in der Firma klar. Aber das zu erwarten, wäre vermutlich auch zu viel verlangt. Bremen ist nicht Berlin.

Gehalt/Sozialleistungen

Die Gehälter werden pünktlich bezahlt, liegen aber im überschaubaren und teilweise unverschämt niedrigen Bereich, besonders bei Quereinsteigenden und im Professional Service. Ein relativ amüsanter Faktor, da hier mit den Kunden eigentlich neben dem Subskriptionsgeschäft der Hauptumsatz in der Firma gemacht wird.

Image

Das Image nach außen hin ist gut, nicht zuletzt durch verschiedene Veranstaltungsformate wie den Summit. „Open Source“ klingt auch immer gut und unterstützenswert. Man kann allerdings darüber diskutieren, ob das Verständnis „Digitaler Souveränität“, das das Unternehmen propagiert, nicht eher ein „Nehmt den Konzernen die Macht und gebt sie uns“ ist als eine Überführung der Souveränität an die Bürger, aber das sprengt hier den Rahmen.

Karriere/Weiterbildung

Absolut unangemessene Behandlung des Themenkomplexes Karriere und Weiterbildung. Hier wird an jeder Ecke gespart und mit einer pseudo-nützlichen Udemy-Mitgliedschaft Augenwischerei betrieben. „Weiterbildung ist uns sehr wichtig“, aber bitte nur außerhalb der Arbeitszeit. Sich von erfahrenen Kollegen in Eskalationen helfen lassen ist KEINE Weiterbildung, auch wenn es toll ist, dass einem geholfen wird.

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Arbeitgeber-Kommentar

Peter Ganten, CEO
Peter GantenCEO

Hallo liebe*r ehemalige Mitarbeiter*in,

Du kannst Dir wahrscheinlich denken, dass wir mit Deiner Bewertung nicht gerade glücklich sind. In einer ganzen Reihe von Punkten halten wir sie auch für falsch. Ich möchte etwas ausführlicher darstellen, weshalb:

Du schreibst, wir hätten eine tolle Mission (das finden wir auch), die wir aber nicht einlösen, denn wir wären ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen. Wenn Du damit meinst, dass wir ein Wirtschaftsunternehmen sind, das auf Einnahmen und Gewinn angewiesen ist, stimmt das natürlich. Das steht für uns aber nicht im Gegensatz zu unserer Mission. Wir wollen erreichen, dass Verwaltungen, Unternehmen oder das Schulsystem Informationstechnologie so gut wie möglich selbst kontrollieren, selbst gestalten und unabhängig betreiben können. Deswegen machen wir Produkte, die 100% Open Source Software sind und von tausenden von Organisationen auf der ganzen Welt genutzt werden. In vielen Fällen sogar ohne, dass dazu vertragliche Beziehung zu uns notwendig ist. Doch uns ist auch klar, dass nicht jede Organisation selbst Weiterentwicklungen oder Patches entwickeln und testen oder allein die Verantwortung für die eingesetzte Software tragen kann oder will. Deswegen liefern wir unseren Kunden schlüsselfertig einsetzbare, offene Produkte. Ob und welche Patches von Dritten wir in diese Produkte integrieren, entscheiden wir, denn schließlich übernehmen wir die Verantwortung dafür. Gleichzeitig basieren unsere Produkte in großen Bereichen auf der tollen Arbeit anderer Open Source Projekte (wie z.B. dem Debian-, dem Samba-, dem OpenLDAP-Projekt oder dem Linux-Kernel). Hier ist es uns sehr wichtig, unsere eigenen Änderungen zurückzugeben. Einige Projekte unterstützen wir auch direkt finanziell. Nur wenn und weil wir profitabel sind, können wir wachsen und unsere Mission so gut wie möglich umsetzen.

Dass wir unverschämt niedrig zahlen, möchte ich deutlich zurückweisen. Wir zahlen schon jetzt oft über dem Markt und setzen zur Zeit darüber hinaus ein dreistufiges Programm zur Weiterentwicklung der Gehälter um. Nachdem wir die ersten beiden Stufen bereits erfolgreich realisiert haben, ist unser Ziel nun, bis Ende dieses Jahres mit jeder*m Mitarbeiter*in ein Gehalt im oberen Drittel des Marktes zu vereinbaren.

Weiterbildungen sind gewollt, sind machbar und finden statt. Richtig ist, dass wir unser Programm in den letzten Jahren kontinuierlich weiter entwickelt haben. Mittlerweile ist es so, dass Weiterbildungen in gewissem Kostenrahmen jederzeit einfach so gemacht werden können. Alles andere wird individuell mit der / dem Vorgesetzten besprochen und meistens auch so umgesetzt. Gerne vereinbaren wir auch umfangreichere Weiterentwicklungspläne und setzen diese um, dabei erwarten wir dann in der Regel auch ein gewisses zeitliches Engagement der betreffenden Person.

Falls Verantwortlichkeiten einmal unklar gewesen sind (das kann in einem wachsenden Unternehmen wie unserem leider durchaus vorgekommen), sollte das von allen Beteiligten angesprochen werden, denn dann finden wir eine Lösung.

Es ist nicht richtig, dass wir erwarten, dass grundsätzlich mehr gearbeitet wird, als innerhalb der vertraglichen Arbeitszeit sinnvoll möglich ist. Wir haben eine hohe Schlagzahl, das ist wahr, denn wir wollen mit unserer Vision und deswegen mit unseren Projekten erfolgreich sein. Und es gibt in Projekten auch stressige Situationen, aber es gibt auch die Möglichkeit zum Ausgleich - bis hin zum Sabbatical. Auch die Anzahl der Urlaubstage kann bei uns relativ frei gewählt werden. Dass wir aber besonderen Einsatz bemerken und loben halte ich nicht für toxisch, sondern für das Mindeste, was diejenigen, die sich besonders einsetzen, erwarten können.

Mich freut, dass Du auch eine ganz Reihe positiver Aspekte bei Univention gesehen hast. Neben der Vision waren das der Zusammenhalt der Menschen bei Univention, unser Umwelt- und Sozialbewusstsein oder der Umgang mit älteren Kollegen. Allerdings scheinst Du uns auch bei letzterem nicht zu unterstellen, dass wir mit Älteren genauso wie mit jüngeren Menschen gerne zusammen arbeiten, sondern Du scheinst zu glauben, dass wir das nur aus einer vermeintlichen Not heraus tun. Das ist natürlich nicht so.

Geärgert habe ich mich über Deine Ausführungen zum Thema Gleichberechtigung. Unsere Gehälter orientieren sich an einer sehr etablierten Marktdatenbank, bei der das Geschlecht natürlich keine Rolle spielt. Und ebenso natürlich versuchen wir jeden Menschen bei Univention so gut wie möglich dabei zu unterstützen den beruflichen und privaten Anforderungen und Wünschen gerecht zu werden.

Schließlich noch etwas zu Kommunikation und Vorgesetztenverhalten: Für uns sind Offenheit und ein positives Menschenbild zentral. Wir wollen bequemes und unbequemes direkt kommunizieren und gemeinsam überlegen, wie wir damit umgehen. Und wir wollen uns gegenseitig fördern und bei der Weiterentwicklung unterstützen. Dabei ist Feedback sehr wichtig und zwar in alle Richtungen!

Nach nochmaligem Lesen Deiner Bewertung bleibt auch das Gefühl, dass Du Dich vielleicht nicht fair behandelt gefühlt hast oder wir Erwartungen enttäuscht haben. Ich kann nicht ausschließen, dass das passiert ist und würde gerne erfahren, ob das stimmt. Falls ja, tut mir das natürlich leid und ich möchte Dir gerne auch ein persönliches Gespräche anbieten, um das hoffentlich ausräumen zu können.

Du hast uns ja ursprünglich im Mai 2022 bewertet und diese Bewertung jetzt (Ende März 2023) noch einmal mit ein paar Details aktualisiert. Ich hätte mich gefreut, wenn Du in der Zwischenzeit auch auf mein Gesprächsangebot eingegangen wärest.

Viele Grüße,

Peter

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