Oberflächlich ein absoluter Wohlfühl-Arbeitgeber, aber im Kern passen nach außen kommunizierte Werte nicht zur gelebten
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Mitarbeiter, die einen sehr starken eigenen Wertekanon haben, werden auf Dauer hier nicht glücklich. Tatsächlich fehlt es an der Bereitschaft Reibung zuzulassen, um daraus Mehrwerte zu generieren. Die "Kuschel-Kultur" ist all gegenwärtig und trägt sicher dazu bei, dass eine oberflächliche Wohlfühlzone entsteht, aber in den hintersten Ecke ist es schon ganz schön dreckig.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre insbesondere unter Kollegen ist grandios. Leider ist die emotionale Ebene zur Führungsmannschaft in den meisten Fällen eher distanziert.
Kommunikation
Ich habe mich stets sehr gut über sämtliche Unternehmensbelange informiert gefühlt. Informationen werden zumeist als Hol-Schuld betrachtet. Ist aber dank Intranet, News-App und regelmäßigen Präsenz-Veranstaltungen sehr gut. Selbst die Vorstandsprotokolle werden zur Verfügung gestellt.
Vorgesetztenverhalten
Das Eis wird dünner! Otto befindet sich seit 2015 in einem Kulturwandel-Prozess. Grund dafür sind hauptsächlich die Einflüsse, die sich aus Digitalisierung und Co. ergeben. Aspekte des Kulturwandels sind auch - oder vor allem - notwendige Veränderungen in der Führungskultur. Nun ja ... das scheint viele Führungskräfte maximal zu überfordern. Und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht, Führungsebene und Dauer der Führungsposition. Mit sehr subtilen Mitteln wird zum einen der Wille zum Wandel kommuniziert und gleichzeitig wehrt sich die genannte Personengruppe gegen diesen Wandel. Und noch schlimmer: Mitarbeiter, die klare Befürworter des Kulturwandels sind, werden sogar abgestraft, klein gehalten und aus dem Unternehmen vergrault.
Interessante Aufgaben
Die Ausgestaltung des eigenen Aufgabengebietes gestaltet sich eher heterogen. Mal hat man Aufwind, mal wird man in eigenen Ideen eher gebremst.
Gleichberechtigung
Es gibt seit drei Jahren ein internes Frauennetzwerk ... das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Und dennoch haben es vor allem Frauen mit einer starken Meinung sehr schwer. Dabei müssen sie sich noch nicht mal nur gegen einen "old boys club" behaupten. Sondern auch weibliche Führungskräfte legen den weiblichen Potenzialträgern jede Menge Steine in den Weg. Frei nach dem Motto: "Ich hatte es schwer, warum sollen es andere leichter haben!" Naja ... und über die immer noch bestehenden Gehaltsdifferenzen zwischen Männern und Frauen brauchen wir gar nicht erst reden.
Umgang mit älteren Kollegen
Aus der eigenen Erfahrung kann ich den Umgang mit älteren Kollegen nicht bewerten. Allerdings habe ich im Austausch mit meinen 50+ Kollegen fast immer den Eindruck gewonnen, als zählen diese zur Kategorie "Arbeitsplatzendverwertung". Das macht sich auch bemerkbar in Sätzen wie "Manche Mitarbeiter können und wollen sich einfach nicht mehr verändern." Nun ja ... vielleicht brauchen sie auch einfach nur eine andere Ansprache und gehen Veränderungen irgendwie anders an.
Auch die Social Media Auftritte von Otto erwecken den Eindruck als ob hier nur gut aussehende Mittzwanziger arbeiten. Dabei schreibt sich Otto das Thema Diversity so groß auf die Fahne. Schade!
Arbeitsbedingungen
Seit ca. 2016/2017 wird der gesamte Campus kontinuierlich generalüberholt. Die neu entstehenden Arbeitsplätze und Büros sind auf dem neuesten Stand. Jeder neue Arbeitsplatz wird ohne Wenn und Aber mit einem höhenverstellbaren Tisch ausgestattet, die Arbeitsflächen unterstützen agiles und kollaboratives Arbeiten; es gibt sogar einen eigenen Coworking-Space. Es gibt eine wahnsinnig gute Kantine mit qualitativ sehr guten Mahlzeiten, sowie mehrere Cafeterias. Auf fast allen Büroetagen stehen Kaffeevollautomaten mit kostenlosen Kaffee zur Verfügung. Was diesen Aspekt angeht, könnte man also meinen, man wäre im Schlaraffenland. (Und vielleicht verschleiert er sogar den Blick auf das ein oder andere kulturelle Defizit ... s.o.)
Karriere/Weiterbildung
Mitarbeiter, die sich "Management-kompatibel" verhalten, haben definitiv Karriere-Möglichkeiten. Mitarbeiter, die sich MUTIG verhalten und auch mal QUERDENKEN (wohlgemerkt, das sind kommunizierte Werte des Unternehmens), werden ganz subtil immer wieder in ihre Schranken gewiesen.